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man sie auch mit Töpfen in der Hand malt. Es bedarf aber weder der Töpfe, noch der Sage; die schönen Namen der heiligen Drei leuchten auch ohne das vermöge ihrer Passion durch die Zeit, und im Falle sie auch bei Verleugnung der Bücher sich eine Nothlüge erlaubt haben sollten, so sieht man doch aus allem, daß es nicht aus Furcht und Verzagtheit, sondern aus Treue geschah, nicht in der Absicht, die Bücher zu verleugnen, sondern sie zu behalten. Wer sich in dergleichen kurze Erzählungen des Alterthums mit einiger Lebendigkeit versetzen kann, dem werden die Beispiele der alten Blutzeugen groß. In unserem Falle sind es Jungfrauen, angethan mit allen Ansprüchen auf dies arme Leben, Töchter heidnischer Eltern, wider der Eltern Sinn gläubig, gegen deren Willen flüchtig, wohl zu ihrem großen Jammer treu bis in die Flammen: was liegt in diesen wenigen Zügen schon für ein ganzes Meer von inneren Beziehungen und Bewegungen angedeutet? Man braucht nicht einmal an das Frauenhaus und was mit dem Aufenthalte dortselbst zusammenhängt, zu denken. Prüfe nach solchen Vorgängen, Leserin, deine kleine Treue, und sieh einmal, wie weit du noch dahin hast, wie die drei Schwestern, ich sage nicht, zu sterben, sondern nur zu leben.




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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/129&oldid=- (Version vom 9.10.2016)