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Rosen-Monate heiliger Frauen/Marcellina

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Rosen-Monate heiliger Frauen
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XXXIII.
17. Juli.
Marcellina.


 Im Jahre 397 starb der große Bischof Ambrosius von Mailand. Ihn überlebte seine Erzieherin und Schwester Marcellina. Ihr Leben ist daher wie ein Rahmen zum Lebensbilde ihres Bruders, und wenn auch, nach Gebühr, das Bild vom Rahmen nicht übertroffen werden kann und darf, so sieht doch ein schönes Bild in der Umgebung eines wohlgelungenen Rahmens nur desto beßer aus. – Der Vater Marcellina’s war Statthalter in Gallien. Als er gestorben war, zog sie mit ihrer Mutter und ihren Brüdern Ambrosius und Satyrus nach Rom. Sie ergab sich dem HErrn frühe zu Seinem Eigenthum und reifte rasch zu dem herrlichen Lebensberufe heran, der ihr zu Theil war: die Führerin ihrer Brüder zu werden. In der That ist ihr Leben und Wirken nicht das einzige Beispiel,| aus welchem bewiesen werden kann, daß unter den Händen von Frauen gewaltige Männer heranwachsen können. Die Schwester suchte ihre Brüder zu Christo zu ziehen. Sie sagte den wohlgebornen Knaben, daß man am Adel der Geburt in Wahrheit nichts besitze, wenn man nicht ihn selbst erst wieder durch größere Vorzüge des Geistes und Gemüthes adle und schätzenswerth mache. Ebenso, behauptete das Mädchen, sei es nichts mit allem Wißen, wenn es uns nicht dazu diene, uns über unsere eigene Armseligkeit aufzuklären; es müße alles Lernen dahin gerichtet sein, daß man sich selbst kennen lerne und mit sich ins Reine komme. Sie suchte in ihren Brüdern alles Scheinwesen zu töden, und sie mit einer glühenden Liebe zur Redlichkeit und Wahrhaftigkeit zu erfüllen. Ihr Sinn und Wille war auch gesegnet von dem HErrn, und der große Beruf ihres irdischen Lebens gelang ihr zu ihrer und anderer Menschen Freude. – Ein anderer Beruf gelang ihr nicht minder, der nemlich, die eigene Seele zu heiligen, und sie immer mehr zum Eingang in die ewige Seligkeit vorzubereiten. Der Weg, welchen sie zu diesem Ziele betrat, war allerdings nicht der, auf welchem wir dem gleichen Zwecke nachzujagen pflegen, sondern| der ihrer Zeit. Sie zog sich völlig, und zwar schon 352, von dem äußeren Leben zurück und nahm aus der Hand des Bischofs Liborius von Rom den Schleier, wie es zu jenen Zeiten so viele heilige Jungfrauen zu thun pflegten. Sie übte Enthaltsamkeit und Abtödung; sie suchte ein von uns kaum gekanntes, aber doch wahrhaftiges Glück, das des Stillschweigens, sie lebte der Andacht in und außerhalb den öffentlichen Versammlungen. Als ihr der Bischof von Rom den Schleier reichte, ermahnte er sie zu dem allen und stellte ihr als Beispiel des Eifers jenen heidnischen Edelknaben Alexanders des Großen vor, der beim Opfer die Fackel zu tragen hatte, sich aber lieber von dem herabträufelnden heißen Wachs die Hand bis auf den Knochen verbrennen ließ, als daß er auch nur durch ein Wegstreifen des Wachses von seiner Hand die Feier hätte unterbrechen mögen. Es war wie wenn Marcellina nach diesem Beispiel christlich lebte, sie zwang und kasteite sich dermaßen, daß ihr Ambrosius Einhalt thun mußte. Da sie nun aber dem Rathe und der Ermahnung ihrer Freunde rücksichtlich der leiblichen Kasteiung nachgab, verdoppelte sie dafür ihren Eifer der Andacht und der Betrachtung, die Inbrunst ihres| Psalmengesanges und Gebetes, so wie die geistige Uebung des Glaubens. Dabei hatte sie das Glück, mit einer gleichgesinnten treuen Freundin zusammen leben zu können und der schwesterlichen Aufrichtung zu genießen. Ein Leben wie dies scheint einförmig, aber der Reichthum des göttlichen Wortes und der aus demselben sich hervorhebenden Betrachtung und Contemplation war bei Marcellina wie bei andern, so groß, daß man eher sagen kann, er bedurfte der Regelung und Ordnung durch die wiederkehrenden Formen des täglichen gottesdienstlichen Lebens, als: dies tägliche Leben müße wegen einer immer gleichen Form durch Langeweile unerträglich geworden sein. Wann dies Leben mit aller seiner Herrlichkeit sich schloß, um einem müheloseren Leben ewiger Andacht Platz zu machen, das allerdings wißen wir nicht, und man kann sagen, wir brauchen es auch nicht zu wißen. Still und unvermerkt, so wie ein Strom sich lautlos ins Meer ergießt, floß es aus der Zeit in die Ewigkeit über und fand dort seine eigene Vollkommenheit. Wir wißen nichts, als daß Marcellina nach Ambrosius starb. Wenn man aber, o liebe Leserin, dermaleins von dir sagen kann, was von Marcellina, daß du einen Beruf für diese| Welt erfülltest, und daß du unabläßig nach dem ewigen Leben rangest; so spricht man von dir genug und du hast genug gelebt, auch wenn es dein Beruf nicht war, einen großen Kirchenlehrer zu erziehen, auch wenn du deine Heiligung nicht auf dem Weg der Abtödung, sondern auf dem echt evangelischen einer immerwährenden Erneuerung der Gnade Gottes in Christo Jesu suchtest.




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