Seite:Wilhelm Löhe - Rosen-Monate heiliger Frauen.pdf/227

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Psalmengesanges und Gebetes, so wie die geistige Uebung des Glaubens. Dabei hatte sie das Glück, mit einer gleichgesinnten treuen Freundin zusammen leben zu können und der schwesterlichen Aufrichtung zu genießen. Ein Leben wie dies scheint einförmig, aber der Reichthum des göttlichen Wortes und der aus demselben sich hervorhebenden Betrachtung und Contemplation war bei Marcellina wie bei andern, so groß, daß man eher sagen kann, er bedurfte der Regelung und Ordnung durch die wiederkehrenden Formen des täglichen gottesdienstlichen Lebens, als: dies tägliche Leben müße wegen einer immer gleichen Form durch Langeweile unerträglich geworden sein. Wann dies Leben mit aller seiner Herrlichkeit sich schloß, um einem müheloseren Leben ewiger Andacht Platz zu machen, das allerdings wißen wir nicht, und man kann sagen, wir brauchen es auch nicht zu wißen. Still und unvermerkt, so wie ein Strom sich lautlos ins Meer ergießt, floß es aus der Zeit in die Ewigkeit über und fand dort seine eigene Vollkommenheit. Wir wißen nichts, als daß Marcellina nach Ambrosius starb. Wenn man aber, o liebe Leserin, dermaleins von dir sagen kann, was von Marcellina, daß du einen Beruf für diese

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/227&oldid=- (Version vom 9.10.2016)