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aus welchem bewiesen werden kann, daß unter den Händen von Frauen gewaltige Männer heranwachsen können. Die Schwester suchte ihre Brüder zu Christo zu ziehen. Sie sagte den wohlgebornen Knaben, daß man am Adel der Geburt in Wahrheit nichts besitze, wenn man nicht ihn selbst erst wieder durch größere Vorzüge des Geistes und Gemüthes adle und schätzenswerth mache. Ebenso, behauptete das Mädchen, sei es nichts mit allem Wißen, wenn es uns nicht dazu diene, uns über unsere eigene Armseligkeit aufzuklären; es müße alles Lernen dahin gerichtet sein, daß man sich selbst kennen lerne und mit sich ins Reine komme. Sie suchte in ihren Brüdern alles Scheinwesen zu töden, und sie mit einer glühenden Liebe zur Redlichkeit und Wahrhaftigkeit zu erfüllen. Ihr Sinn und Wille war auch gesegnet von dem HErrn, und der große Beruf ihres irdischen Lebens gelang ihr zu ihrer und anderer Menschen Freude. – Ein anderer Beruf gelang ihr nicht minder, der nemlich, die eigene Seele zu heiligen, und sie immer mehr zum Eingang in die ewige Seligkeit vorzubereiten. Der Weg, welchen sie zu diesem Ziele betrat, war allerdings nicht der, auf welchem wir dem gleichen Zwecke nachzujagen pflegen, sondern

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Wilhelm Löhe: Rosen-Monate heiliger Frauen. S. G. Liesching, Stuttgart 1860, Seite 205. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Rosen-Monate_heiliger_Frauen.pdf/225&oldid=- (Version vom 9.10.2016)