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Wilhelm Löhe: Sabbath und Vorsabbath. Eine Anweisung zum Herzensgebet

Sehnsucht. Was sind sie anders als ein heimlicher, vorbereitender Antheil an dem, das da kommen soll, deß man wartet.

 14. Was nennst du aber das inwendige Christenthum?

 Die Tugenden und Früchte des heil. Geistes in unserm Herzen: Glaube, Liebe, Hoffnung, – Freude, Verwunderung, Lob, Danksagung, Seufzer, Gebet, Ergebenheit, Gelassenheit, Friede und Ruhe in Gott u. dgl.

 15. Wenn man nun aber zur Uebung und zum Genusse dieses inwendigen Christenthums durch jene Vorbereitungen alle hindurchdringen muß, so wird man langsam zur Andacht kommen.

 Es ist allerdings wahr, daß man über keine Stufe der Vorbereitung flüchtig hinwegeilen muß. Einer jeden muß man die nöthige Zeit widmen. Aber – inwendige Werke werden schnell vollbracht, wenn ihre Werkstatt eine willige, heilige Seele ist. Gedanken, Begierden etc. haben Blitzesschnelle. Eine träge, dem Irdischen ergebene Seele wird sich langsam durch jene sechs Stationen winden, vielleicht die erste nicht hinter sich bekommen. Uebe dich in der Andacht, so bekommst du Flügel. Je reiner und geübter deine Seele werden wird, desto mehr werden die Vorbereitungen in Augenblicke zusammengedrängt.

 16. Ich sorge, schnelle Andacht möchte flüchtig werden.

 Mit nichten! Das Postpferd dringt langsamer zum Ziele als die Brieftaube, aber diese erfährt, wenn sie am Ziele ist, den Vorwurf nicht, zu flüchtig gewesen zu seyn. – Ein Kind schreibt langsam und

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Löhe: Sabbath und Vorsabbath. Eine Anweisung zum Herzensgebet. Druck und in Commission der C. H. Beck’schen Buchhandlung., Nördlingen 1843, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Sabbath_und_Vorsabbath.pdf/10&oldid=- (Version vom 1.8.2018)