Seite:Wilhelm Löhe - Sieben Predigten in Nürnberg zu St. Aegydien (2. Auflage).pdf/10

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

einen andern Ort verspart wird, wo der Zuhörer schon durch andere Dinge vorbereitet ist, ihre ganze Stärke und Nachdruck zu empfinden. Oftmals setzt ein einziges Wort, welches seinen Platz recht glücklich gefunden hat, die Wahrheit in ihr völliges Licht. Man muß zuweilen eine Wahrheit bis zum Ende der Rede gleichsam verhüllt lassen. Dieses versichert und lehrt uns Cicero. Es muß sich überall eine ganz genaue Verbindung der Beweisgründe finden: der erste muß den Zuhörer immer zu dem andern vorbereiten, und der andere den ersten gleichsam unterstützen. Man muß bald anfangs die ganze Materie überhaupt vorzeigen und den Zuhörer durch einen sittsamen und einnehmenden Eingang, wie auch durch eine fromme und aufrichtige Art, die sich in allen äußerlichen Manieren und Geberden zeigt, liebreich gewinnen. Hernach stellt man die Grundsätze fest, hierauf bringt man die Facta oder Thaten auf eine schlichte, deutliche und begreifliche Weise vor, indem man sie auf die Umstände gründet, deren man sich bald hernach wird bedienen müssen. Aus den Grundsätzen oder besondern Geschichten zieht man die Folgen heraus; und muß man die Beweisrede dergestalt ordnen, daß alle Gründe einander die Hand bieten und helfen, damit sie leichtlich behalten werden. Man muß die Sachen so einrichten, daß die Rede immerfort wächst und zunimmt, und der Zuhörer je mehr und mehr das Gewicht der Wahrheit fühlt. Alsdann muß man mit den lebhaften Abbildungen und Bewegungen, welche geschickt