Seite:Wilhelm Löhe - Sieben Predigten in Nürnberg zu St. Aegydien (2. Auflage).pdf/22

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Ewigkeit zu Ewigkeit. Alle Wesen werden vor Gott sich neigen, und in unvergänglichen Harmonieen dem Vater singen und dem Lamm und dem Geiste Dank und Preis und Ruhm von Ewigkeit zu Ewigkeit! –

 Dann wird’s Zeit seyn, sich über die herrliche Natur zu verwundern. Wiewohl man dann so viele Schönheiten vergessen wird über Jesu Christo, dem schönsten aller Menschenkinder. In welcher von aller irdischen Pracht und Herrlichkeit völlig verschiedenen Herrlichkeit unser Herr alsdann erscheinen wird, das ahnet hier kein Herz, denn Er wird überschwänglich mehr thun auch in diesem Punkte, als wir bitten und verstehen!




 Was ist dann, o meine Theuern, alle irdische Trübsal und alles Leiden der Zeit gegen die Freude, die uns wird offenbaret werden? Was ein, wenn gleich sechstausendjähriges Leiden der Creatur, geschweige das sechszig, siebzigjährige Leiden eines Menschenlebens gegen jene endlose Seligkeit? – Nur eins ist von uns allen wohl zu bedenken, daß nämlich zwar das Leiden auf Erden allgemein ist, nicht aber die jenseitigen Freuden. Denn die Fülle jener Freuden ist der Geber aller Freuden selbst; dieser aber ist eine und dieselbe Person mit dem blutenden Erwerber derselben am Kreuze. Wer sich nicht auf Erden zu seinem Christus von ganzem Herzen bekehrt hat, dem wird Christus im Himmel weder Freude seyn, noch Freude geben. Der Kreuzesbaum ist der Baum des ewigen Lebens. Wer hier vom Kreuzesbaum nichts genießen mochte, wer hier weder die Schmach, noch den Segen des Kreuzes erfuhr, der wird auch dort die Früchte des Lebensbaumes nicht schmecken. Wer hier nicht unter dem Kreuze stand, wird dort nicht zur Rechten stehen. Wer hier Christum verschmähte, den verschmähet Christus dort. Wer Ihn hier nicht gesucht hat, findet Ihn dort nicht. Wer