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D. D. p. Tr. VIII.
Von den falschen Propheten.




Matth. 7, 15–23.

Unmittelbar vor unserm Texte versichert Der, welcher die Wahrheit ist, daß die Pforte zur Lebensstraße eng, die Straße selber schmal sey, – daß derer, welche diese schmale Straße nur finden, geschweige derer, welche sie wandeln, wenige seyen, die Menge wandele auf einem breiten Wege zur Verdammniß. – Ernste, wahrlich sehr ernste, aller Ueberlegung werth zu achtende Worte unsers Herrn! Wir alle sind durch sie dringend aufgefordert, in uns einzukehren und unsere liebe Seele zu fragen: „Auf welchem Wege bist du, Seele? Wohin gehst du? Wenn dein Weg nun gar zu Ende ist, wenn du deinen Wanderstab, dein Reisekleid ablegen mußt: was wird’s seyn, das dir zu Theil wird? Leben oder Verdammniß?“ – Was ist wichtiger für uns alle, als diese Frage nach unsern letzten Dingen? Was geht uns näher an, als Seligkeit und Verdammniß? Wer über diese Dinge irrt, kann sich leicht zu seinem ewigen Schaden verirren. Großer Gott, erbarme Dich!

 So wichtig diese Sache in unsern Augen ist, so wichtig ist sie auch in den Augen des guten Hirten Jesus. Darum hat Er uns nicht nur in der Bergpredigt die schmale Lebensbahn so genau und kenntlich beschrieben, daß man denken sollte, es müßte ein Jeder leicht verstehen,