Seite:Wilhelm Löhe - Sieben Predigten in Nürnberg zu St. Aegydien (2. Auflage).pdf/50

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demüthig!“ Wohlan denn, ich will bitten lernen von diesem unbegreiflichen Bitter. Hört es, Brüder, ich bitte an Seiner Statt: „Lasset euch versöhnen mit Gott!“

 Theure Seelen, ich bitte an Christi Statt: Lasset die Freundschaft der Welt fahren, die Welt versöhnt euch doch nicht mit eurem Gott, sie thut ja doch keinen Seufzer nach eurer ewigen Seligkeit, sie vergießt ja doch keinen Tropfen Blutes um euretwillen, nicht eine Dorne trägt sie für euch, sie bringt euch immer weiter weg von Gott, immer tiefer hinein in Seine Feindschaft, in Seinen Fluch, in Seinen Krieg! Sie geht in dem Kampfe mit Gott nicht weiter an eurer Seite, bis Er das Schwert aufhebt, euch euern Lohn zu geben, bis der Tod die Sense schwingt. Dann überläßt sie euch hohnlachend euerm Richter und freut sich mit dem Satan, ihrem Herrn, daß Gottes Liebe an euch keinen Sieg errungen hat.

 Das ist die Welt, was habt ihr an der Welt? Ist sie’s werth, daß ihr um ihretwillen Den wegstoßet, der treumeinend für euch in den Tod ging, der nun erhöhet zur Herrlichkeit auch jetzt noch um eure Seelen wirbt, und Seine Diener bitten heißt in Seinem Namen und an Seiner Statt: „Laßt euch versöhnen mit Gott!“? Brüder, denket nach! Noch einmal schaue ich Jesum Christum, den Gekreuzigten an, hole mir Liebe aus Seiner Liebe, und rufe euch mit innigem Sehnen und herzlichem Flehen zu: „Lasset euch mit Gott versöhnen durch Jesum Christum!“ Amen.