Seite:Wilhelm Löhe - Sieben Predigten in Nürnberg zu St. Aegydien (2. Auflage).pdf/70

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Kehre wieder! zu folgen; so ist diese Notwendigkeit bei uns noch dringender, weil wir viel abtrünniger und darum viel elender geworden sind, als Israel.

 3. So ist denn unsere Kirche gleich jenem Felde voll Todes und Todtengebeine, welches einst Ezechiel im Geiste sah, und wir müssen für sie seufzen: ach, daß eine Hülfe aus Zion käme, daß eine Hand eingriffe, die über alles mächtig ist, und den Einsturz aufhielte! Und dem Herrn sey ewig Preis und Dank: obwohl die Sünde mächtig geworden ist, so ist doch die Gnade noch viel mächtiger, und wie Israel die Möglichkeit noch blieb, zurückzukehren, so steht auch uns die Thür noch offen. Zu Israel spricht der Herr noch in dem Verse unseres Textes: „Ich will mein Antlitz nicht gegen euch verstellen“; sollten dieselbigen Worte nicht auch für uns gelten, die wir wissen, daß Gott in Jesu Christo Allen versöhnt ist? Ist nicht schon der Befehl: „Kehre wieder!“ der jeden Abtrünnigen angeht, Beweis genug, daß noch eine Möglichkeit zur Rückkehr vorhanden ist? oder sollte der Herr Seinem Volke einen Weg zum Heil gebieten, und ihnen unmöglich machen, denselben zu gehen? So lange noch Gottes Wort in der Kirche ist, so lange die heilige Schrift noch nicht weggenommen ist, so lange steht die Thür zur Rückkehr noch offen. Seine Worte vergehen nicht, kein Feind konnte sie austilgen; so vergeht auch Seine Treue nicht, und Seine Hülfe ist nicht verschwunden. Der Bund Seines Friedens weichet und wanket nicht, und Seine Gnade fällt nicht hin, wenn gleich Himmel und Erde wanken, fallen und vergehen.

 Brüder, der alte Gott lebt noch, der alte Gott der Gnaden, voll Demuth und Anbetung Seiner Herrlichkeit: lasset uns Seinen Befehl vollziehen, wieder heim zu kehren zu Ihm! Der alte Jesus lebt noch; die Thür, durch welche unsere Väter zum ewigen Leben gingen, steht auch uns noch frei: lasset uns da hinein gehen, daß wir mit