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Wilhelm Löhe: Vom christlichen Hausgottesdienste, Nach der Aufl. (Nürnberg: Raw) von 1850 neu gedruckt

Hausgottesdienste gleich mit ausbedingen. Allein was würde damit gewonnen sein? So wie sie jetzt sind, würde bei den meisten nur Heuchelei ausbedungen und nichts mehr bezweckt, als daß sie dem guten Einfluß, den der Hausgottesdienst bei ganz freiwilliger Theilnahme auf sie haben könnte, nun ihr Herz vorsäzlich verschließen. Kann einer freilich christliche Dienstboten haben, so bedarf es keines Ausdingens; die werden den für ihre Seelen heilsamen Gebrauch vom Hausgottesdienste selber machen.

 2. Die nächste Frage wäre: Wann und wie oft soll man Hausgottesdienst halten?

 Der Morgen, der Abend, dazu der Mittag sind von Alters her Gebetszeiten gewesen, und mit Recht; denn sie fordern, so zu sagen, von selbst jeden zu Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung auf. Der Morgen kommt auf die Nacht, da Gott an unserer Stelle wachte; er geht dem Tagwerk voraus, das wir ohne Gott nicht vollenden können. Der Abend sieht auf einen Tag, auf viele an demselben empfangenen Wohlthaten und auf viele Sünden zurück, und vorwärts auf eine geheimnisvolle Nacht, in welcher Gott allein uns Licht und Leben sein kann. Der Mittag gewährt einen Ruhepunkt zwischen der Arbeit, Erquickung und Speise dem, der des Tages halbe Last getragen hat. Fordern so diese drei Zeiten nicht mit aller Macht zum Gebet auf? Im Herzen dem Zuge zum Gebet folgen, ist wohl allezeit möglich, also auch an den benannten Zeiten; aber es wird, wenn nur guter Wille vorhanden ist, mit seltenen Ausnahmen auch möglich sein, gemeinschaftlich mit den Seinen den HErrn Morgens, Mittags und Abends anzubeten. Hundertmal gegen einmal wird es nur Unlust zum Gebet sein, wenn man es nicht möglich erachtet, den Hausgottesdienst zu veranstalten; – und gewiß irdischer Sclavensinn ist es, wenn man unbedenklich ganze Tage und Nächte auf den zeitlichen Beruf oder auf eitles Vergnügen verwenden kann, während man es für

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Löhe: Vom christlichen Hausgottesdienste, Nach der Aufl. (Nürnberg: Raw) von 1850 neu gedruckt. Carl Junge'schen Officin, Ansbach 1864, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6he_-_Vom_christlichen_Hausgottesdienste.pdf/15&oldid=- (Version vom 4.9.2016)