Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/239

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Geschrei und Stimme, der Engel laute Posaunen hallen in tausendfachem Echo die alten Berge entlang. Zu Ende auf einmal ist Alles – alles Sorgen, alles Jauchzen, alles Seufzen und Weinen und Arbeiten. Stille wird die Welt: aller Augen schauen auf und sehen und merken in der Engel Mitte Den, deß verborgenes Leben nun auf einmal offenbar wird. Wer nie Kniee gebeugt hat, wird Kniee beugen. Wer nie vom Herzensgebet etwas gewußt hat, wird jetzt beten und seufzen. – Und die Todten in Christo Jesu stehen auf; die Erde und das Meer geben sie wieder; die Lebendigen werden verwandelt, das Verwesliche zieht Unverwesliches an. Alle, welche im Herrn starben, alle, die Ihm leben, werden an jenem Tage erfahren eine wundersame Wiedergeburt ihrer Leiber! Welch ein Wiedersehen, welche Scenen wird es geben!

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 „An jenem Tage werden hie und da Aeltern an den Sterbebetten junger Kinder stehen. Die Kindlein entschlafen, die Mütter weinen sammt den Vätern. Da erscheint der Herr. Er ruft zur Auferstehung. Da stehen die Kindlein schön verklärt von ihren Sterbebetten auf, die eben erst in der Taufgnade entschlafen sind. Welch ein Lob wird sich der Herr aus dem Munde dieser auferstandenen Kindlein bereiten, wie werden diese Hosianna singen – schöner, als die Kindlein im Tempel zu Jerusalem beim Einzug Jesu! – Eine andere Scene, liebe Brüder! An jenem Tage werden etwa die Grabglocken läuten, wie alle Tage: unter Grabgesängen, unter vielen Thränen tragen eben fromme Kinder ihre Mutter zu Grabe. Da kommt mit Freudengetöne der Engel Gottes Sohn: das Grabgeläute läutet den Tag der Ewigkeit ein, im Sarge regt sich’s – und die Kinder sehen ihrer Mutter Angesicht verklärt und freudig wieder – die verklärte Mutter siehet auch – und Größeres noch! Siehe! vor ihren Augen werden ihre Söhne verwandelt,