Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/240

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ihre Leiber verklärt. Nun hat die Mutter ihre Kinder ewig wiedergefunden und die Kinder ihre Mutter. Wie oft wird sich an jenem Tage die Geschichte des Töchterleins Jairi, des Jünglings zu Nain oder Lazari wiederholen. Welch ein Wiedersehen wird es da geben! und doch wird Niemand mehr seine Anverwandten nach dem Fleische kennen. Nicht das wird die größte Freude sein, daß einer den Anderen siehet, sondern das wird der Freuden Fülle sein, daß Alle Ihn sehen, Ihn lieben, Ihn anbeten den Erlöser! Welch’ eine Kirche dann, welch’ eine Gemeinde von Heiligen! Schöner als ein reifes Erntefeld im Morgenroth steht die große Schaar im Sonnenschein der Gnade Jesu! Eine reine Braut des Herrn, die Leib und Seel’ in dem Versöhnungsblute gewaschen hat! Welch’ eine Stille der Gemeinde vor ihrem König! Welch’ eine Liebe zwischen beiden!“

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 Indem wir den Faden der Lebensbeschreibung Löhe’s hier wieder aufnehmen, finden wir ihn bald wieder in eine neue Anklage verwickelt, deren Ausgang nicht vollständig zu seinen Gunsten gerieth. Einer der Nürnberger Lehrer hatte wider Löhe wegen angeblich verletzender Aeußerungen desselben über den Religionsunterricht in der Volksschule bei der königlichen Schulcommission eine Beschwerde eingereicht. Nach dieser Anklage, die sich nicht allein durch den ziemlich malitiösen Inhalt, sondern auch durch ihren insolenten Ton auszeichnete, sollte Löhe in einer öffentlichen Katechisation, weil er auf seine Fragen keine, oder nur unrichtige Antworten erhielt, „mit leidenschaftlich erhobener Stimme und ausgebreiteten Armen in die Worte ausgebrochen sein: ,Ihr Kinder könnt und wißt doch alle gar nichts. Sonst vor fünfzig Jahren wußte ein Kind mit sechs Jahren mehr als ihr. Kinder von sechs Jahren konnten damals den ganzen Katechismus fehlerfrei hersagen. Man lernt wohl