Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/284

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Freundes entwendet, mir mein Anfang schwer gemacht werden. Ich schrieb an Herrn v. Eyb, er möge lieber Tretzel’n die Pfarrei geben, erhielt aber keine Antwort. Es gieng nun, wie ich gefürchtet hatte. Als ich am 1. August 1837 hier ankam, waren mir die schlimmsten Gemeindeglieder am meisten gewogen, aus Haß des Verwesers, und die besten waren mir ferner getreten. Meine Verweserseigenthümlichkeiten hatten manchem nachfolgenden Pfarrer den Anfang erschwert; nun kostete ich selbst diese Bitterkeit – und danke Gott dafür. Ich habe schwere Zeit gehabt im lieben Neuendettelsau, ich habe sie noch. Aber der Herr gibt dennoch Gnade! Ihm sei Dank für alles.“

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 Als Löhe die Präsentation für die Pfarrei Neuendettelsau bereits in Händen hatte, trat indessen ein Ereignis ein, welches seine ganze Zukunft in Frage zu stellen drohte. Seine gewissenhafte Treue gegen das Schriftwort brachte ihn in der letzten Hälfte seines Merkendorfer Aufenthaltes in eine schwere Collision mit dem in der Landeskirche geltenden Eherecht und in Folge davon in eine Lage, in der ihm nichts übrig zu bleiben schien, als ein Märtyrer seiner Ueberzeugung zu werden und auf den Dienst in der lutherischen Kirche Bayerns zu verzichten. Der Fall war dieser: Ein Einwohner von Merkendorf N. N. hatte sich mit einer Bürgerstochter von dort verheirathet, war aber nach einem halben Jahr wieder geschieden worden. Diese Scheidung geschah nach beiderseitiger Einwilligung in Folge einiger kleinen Zwistigkeiten, welche die junge Frau mit ihrer Schwiegermutter gehabt hatte. Nach etwa einem Jahre seit erfolgter Scheidung legte N. N. dem Pfarramte die gerichtliche Heirathslicenz vor, durch welche er zu einer anderweitigen Verehelichung ermächtigt war, und verlangte Proclamation. Er wurde nun von Löhe auf die Lehre des neuen Testamentes von