Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 1 (2. Auflage).pdf/60

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

überwölbt, darunter zur Noth eine kleine Familie Schutz fand. Ein jeder mit einem solchen Parasol versehen, versammelten sich die sämmtlichen Kameraden Sonntags Nachmittag zwischen 2 und 3 Uhr in oder vor dem Hause. Ob es regnete oder nicht, ob die Sonne schien oder nicht, das war eins. Die ganze Rotte marschierte mit den aufgespannten Parasols über den Markt durch die Stadt hinaus bis nach B. Im Schlosse war eine bekannte alte Bauernfrau; diese mußte, so weit das wenige Geld reichte, Milch hergeben, die sammt dem mitgenommenen Brod verzehrt wurde. Im schönen Hof und den damaligen Hallen unter der Schloßmauer wurden die gewöhnlichen Spiele getrieben bis zur Zeit, da man wieder unter den offnen Parasols heimtrabte.

 Löhe machte sich auch gar nichts daraus, seine ganze Compagnie mit dem ernstesten Gesichte zum Besten zu haben. An einem Sonnabend sagte er: „Morgen früh gehn wir in die Kirche nach P., da geht der Pfarrer nicht mehr auf der Stiege auf die Kanzel, sondern die Chorschüler ziehen ihn in einem Korbe hinauf.“ Man gieng nach P., und noch unterwegs konnte Löhe von dem zu erwartenden Schauspiel reden, obgleich trotz aller Neugierde seine Versicherung bei den Knaben doch auf ziemlichen Unglauben stieß. Als sie sich getäuscht sahen, machten sie Löhe Vorwürfe; doch dieser war nicht verlegen. „Wenns heut nicht ist“, sagte er, „wirds vielleicht über acht Tage sein.“

 Als Löhe auf das Gymnasium kam, äußerte sich seine Munterkeit auf andre Weise. Seine bisherigen Kameraden zerstreuten sich je nach den von ihnen erwählten Berufsarten. Eine Zeit lang war er allein, bis sich ein Fürther Freund fand, der auch aufs Gymnasium gieng; diesem schloß sich bald noch einer an und endlich sind ihrer sieben geworden, lauter Fürther Gymnasiasten.