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Mittel auf jede Weise, die sich indiciert, und laß Gott sorgen, wie es geraten werde.“

 Diese Worte Löhe’s in seinem „Evangelischen Geistlichen“ enthalten die Pastoralen Grundsätze, die ihn bei seiner Amtsführung leiteten. Vielleicht hätte ein einfacher Hinweis auf diese Schrift Löhe’s, von welcher der erste Theil im Jahre 1853, der zweite 1857 erschien, das zweite Kapitel dieser Biographie großenteils überflüssig machen können. Wenn wir dennoch hier einen Abschnitt mit der Ueberschrift: „Löhe’s Leben im Amte“ folgen lassen, so thun wir es in der Hoffnung, daß dieser Commentar aus der Praxis zu Löhe’s Pastorale doch für unsere Leser von einigem Interesse sein könnte. Wir ordnen den Inhalt des nun folgenden Kapitels ganz nach den oben angeführten Gesichtspuncten und betrachten zunächst


Löhe als Prediger.

 Daß Löhe zu den größten und vollendetsten Predigern seiner Zeit gehört, ist anerkannt. Seine Rede hatte eine gewaltige, die Gemüter bezwingende Macht. Das Geheimnis dieser Anziehungskraft lag wol zunächst in Löhe’s natürlicher rednerischen Begabung. Was Cicero de oratore I, c. 25 als die dona naturae anführt, ohne welche Niemand zu den Rednern zählen könne: „linguae solutio, vocis sonus, latera, vires, conformatio quaedam et figura totius oris et corporis – dazu animi atque ingenii celeres quidam motus, qui et ad excogitandum acuti et ad explicandum ornandumque sint uberes etc. – alle diese natürlichen Eigenschaften eines großen Redners vereinigten sich bei Löhe in seltenem Maße. Wenn er dennoch den Namen eines Redners oder gar eines Kanzelredners fast mit Entrüstung von sich ablehnte, so geschah das nicht blos aus Bescheidenheit, sondern aus der tiefen Ueberzeugung

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/112&oldid=- (Version vom 1.8.2018)