Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/154

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es freilich selbst gesehen und gehört haben, wie er dies dürftige Gerippe im mündlichen Unterricht mit Fleisch und Blut zu bekleiden verstand, um die eigentümliche Anziehungskraft seines Unterrichts für die Kinder, deren viele hier bleibende Eindrücke fürs Leben empfiengen, begreifen zu können. Dieser Sechswochenunterricht war mit größerer Feierlichkeit umkleidet als der gewöhnliche Katechismusunterricht. Einige Liederverse, von den Confirmanden gesungen, machten den Anfang jeder Confirmandenstunde. So lange z. B. der Unterricht bei Taufe und Confirmation verweilte, wurden regelmäßig einige Verse des Liedes: „Ich bin getauft auf Deinen Namen“ oder auch von dem Taufliede: „Christ, unser Herr, zum Jordan kam“ angestimmt. Darauf sprachen die Confirmanden unisono eines der drei schönen von Löhe verfaßten Gebete für den Confirmandenunterricht, die sich auf S. 25–27 seines im Jahre 1859 bei Sebald in Nürnberg erschienenen Klein-Sacramentale finden. Dann kam das betreffende Lehrstück an die Reihe, und mit dem Segen wurde geschlossen. Für die Confirmandinnen (wie für die sonstigen Bewohnerinnen) des Diakonissenhauses schloß sich an die Unterrichtsstunde noch die sogenannte stille halbe Stunde, welche in der Passionszeit regelmäßig von 12–1/21 Uhr gehalten wurde und zur stillen Marienarbeit des „Bewegens“ der gehörten Worte oder auch zur Betrachtung der Leidensgeschichte einlud. Die Passionszeit, die geistlich hebendste Zeit des Kirchenjahres, ragte so mit ihren heiligen Eindrücken in die Confirmandenstunde herein und that die Seelen der Lehrer und Hörer mit besonderer Feier an. Wenn z. B. die Ordnung der Communio in den Tagen der stillen Woche betrachtet, die Bedeutung der Consecration und die Geschichte der Einsetzung des heiligen Mahls gerade am Gründonnerstag behandelt wurde, so empfand auch die Kinderseele die Macht des Eindrucks, die in der lebendigen

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/154&oldid=- (Version vom 1.8.2018)