Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/155

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Vergegenwärtigung des Gegenstandes des Unterrichts durch die Feier der Kirche lag. Getragen und gehoben von dem damals in Dettelsau so reichen gottesdienstlichen Leben in der höchsten Festzeit des Kirchenjahres giengen die Confirmanden dem Tag der Erneuerung ihres Taufbundes entgegen. Am Freitag vor Quasimodogeniti meldeten sie sich, geleitet von ihren Aeltern und Pathen, zum erstmaligen Genuß des heiligen Abendmahls an. Am Samstag beichteten sie dann privatim. Auf diese erstmalige Privatbeichte drang Löhe, während er dieselbe sonst dem freien Ermessen des Einzelnen überließ. Am Sonntag Morgen versammelten sich die Confirmanden im Pfarrhause, von wo aus sie dann geführt von den Repetenten, d. h. den Confirmanden des Vorjahres, in festlichem Schmuck unter Posaunenton und Glockenklang zur Kirche zogen. Dort pflegte Löhe noch einmal in kurzer, eindringlicher Rede die Bedeutung der Confirmation hervorzuheben und vollzog dann, assistiert von seinem Vicar, die heilige Handlung durch die signatio crucis und Handauflegung mit den Worten: „Ich zeichne Dich mit dem Zeichen des heiligen Kreuzes und confirmiere Dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes“, worauf dann der assistierende Geistliche über dem Kinde betend einen der drei alten Segenswünsche sprach. Die von andern Geistlichen bei solchen Gelegenheiten getriebene Spruchwählerei misbilligte Löhe.

.

 Da die Frage nach der Bedeutung der Confirmation eine in der lutherischen Kirche noch nicht ausgetragene Streitfrage ist, so interessiert es vielleicht unsere Leser, Löhe’s Ansicht von dem Wert und Wesen der Confirmation kennen zu lernen[.] Nicht blos im Gegensatz zu jener sentimentalen Überschätzung der Confirmation, wie sie in den Kreisen des modernen halbgläubigen Gefühlschristentums herrscht, sondern auch im Unterschied

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/155&oldid=- (Version vom 1.8.2018)