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von hochkirchlichen Anschauungen ernstgläubiger Männer unsrer Tage war Löhe einer bescheideneren Auffassung der Confirmation zugethan, wie man das schon aus dem oben erwähnten Tractat über den Confirmandenunterricht, sowie aus den Bemerkungen über die Bedeutung der Confirmation im zweiten Theil seiner Agende abnehmen kann. Ob man in der Ebr. 6, 1 ἐπίθεσις χειρῶν eine biblische Grundlage und Act. 8, 14 ff. einen apostolischen Vorgang für die Confirmation finden könne, war ihm sehr zweifelhaft, zumal es sich in letztgenannter Stelle um Mittheilung charismatischer Gaben handle. Wenn man nicht die Taufe und ihre Wirkung in Schatten stellen wolle, so bleibe für die Confirmation nur die Bedeutung einer kirchlichen Benediction übrig. Freilich hielt Löhe die Benedictionen nicht für inhaltlose Ceremonien, sondern im Anschluß an die Anschauungen der Alten auf Grund von 1. Tim. 4, 4–5, für heilige Handlungen, durch welche irgend eine „gratia sanctificans sive aliquid boni“ nicht blos angewünscht, sondern auch mitgetheilt werde. Darnach bestimmte er die Bedeutung der Confirmation dahin, daß er in ihr ein menschliches und ein göttliches Handeln unterschied. Das menschliche Thun bestehe in der Erneuerung des Taufbundes von Seite des Kindes (in der feierlichen Wiederholung der Abrenunciation und der gläubigen Zusage an den dreieinigen Gott) sowie in der Erklärung des Beitritts zur evangelisch-lutherischen Kirche. Die göttliche Gabe in der Confirmation aber sei der Stärkungssegen d. h. die Erneuerung und Vermehrung der in der Taufe bereits geschenkten seligmachenden Gaben des Geistes (des Glaubens, der Liebe, der Hoffnung, der Geduld etc.) zum Zweck der Stärkung des heranreifenden Christen für den geistlichen Kampf. Die Fähigkeit zur Ertheilung dieses Segens erachtete Löhe für begründet in der allgemeinen Vollmacht des

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 150. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/156&oldid=- (Version vom 1.8.2018)