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Beichtflegel und Zeugenpflicht.

 „Vorigen Herbst“, schreibt Löhe am 1. März 1838 an C. v. Raumer, „bei der Beichtanmeldung gestand ein Pfarrkind Diebstahl. Seitdem hat es gespart und mir bis jetzt zur Zurückerstattung 13 Fl. 81/2 Kr. übergeben. Dem Bestohlenen kündigte ich diese Zurückerstattung gleichfalls bei der Anmeldung an mit der Bitte seines ihm natürlich verschwiegenen Diebes um Vergebung. Er versprach, was ich wollte, aber hielt nicht reinen Mund, ebenso wenig etliche Lauscher vor der Thür. Die Sache wurde den patrouillierenden Gensdarmen angezeigt, eine Untersuchung gieng an und vorigen Dienstag wurde ich nach an mich ergangener Weisung des Stadtgerichts Ansbach in Heilsbronn als Zeuge in jener Diebsgeschichte vernommen. Ich war, obwol ich nicht wußte, weshalb ich nach Heilsbronn geschickt war, gerüstet und gab zu Protokoll: ,Als Privatperson weiß ich nichts, als Beichtvater darf ich nichts sagen, weil in der protestantischen Kirche das sigillum confessionis ebenso heilig gehalten wird, nur nicht in der Ausdehnung wie in der katholischen Kirche‘. Dabei gab’s Reden zwischen mir und dem Assessor H., welcher der ad criminalia verpflichtete Assessor ist. Da er von den Zeugen redete, die vor meiner Thüre gelauscht, wies ich ihn auf sie, sagte ihm aber, ich würde auf deren Bestrafung antragen. Als ich heimkam, berichtete ich an’s Consistorium, redete von der Einigkeit der protestantischen Pastoral- und Rechtslehrer über das sigillum etc., daß ich, ein Hirte der Gemeinde, mich nicht zum Verräther reumütiger Sünder machen ließe, daß kein Mensch mehr einem protestantischen Geistlichen trauen würde, wenn er, da katholische Priester von solchen Zumutungen frei, auch nur zu dergleichen aufgefordert werden dürfte, und schrieb des hier zu Lande geltenden preußischen Landrechts hieher gehörigen Paragraphen ab, nach welchem ein

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/233&oldid=- (Version vom 1.8.2018)