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schickte er einmal sein kleines Töchterchen zu ihm und ließ ihn durch dieselbe fragen, ob er sie nicht heiraten wolle? Aber auch dieses Mittel verfehlte des gewünschten Erfolgs. Endlich gelang der oft wiederholte Versuch. Löhe erzählte dem Lorenz die Geschichte von Jacobs Kampf mit dem Engel des HErrn. In einer Anwandlung humoristischer Laune fiel es ihm ein, den Gang des Erzvaters in Folge der erlittenen Hüftverrenkung pantomimisch darzustellen, indem er durch die Stube hinkte. Bei diesem drolligen Anblick brach Lorenz in Lachen aus. Von da an besserte sich sein Zustand, so daß er von seinem Trübsinn bald vollständig genas.

 „Siehst du“, sagte Löhe zu dem jungen Landmann, dem Schreiber dieses obige Geschichte nacherzählt, als er mit ihm auf den wunderlichen Zustand des nun genesenen Lorenz zu sprechen kam – „siehst Du, N., das ist die Narrenbuße.“


Eine glückliche Cur.

 Ein sehr würdiger und vortrefflicher Mann der Gemeinde, welcher das Vertrauen Aller genoß, hatte mit einer gleichfalls vortrefflichen und von der ganzen Gemeinde geachteten Frau lange Jahre „zusammengehaust“, und beide Eheleute waren bei zunehmendem Alter willens, das Anwesen ihrem einzigen braven Sohne zu übergeben. Dadurch war der Sohn genötigt zu heiraten, und die Aeltern hatten manchen Vorschlag für ihn, welchen der stille und etwas schüchterne Sohn gegenüber den energischen und geistig ihn überragenden Aeltern nicht einfach abweisen zu dürfen glaubte. Man denke sich den Schrecken der Aeltern, als der Sohn, die einzige Stütze ihres Alters, der einzige Erbe ihres Gutes, eines Tages krank wird, in der Aufregung des Fiebers irre redet und die Verwirrung seiner Gedanken immer mehr überhand nimmt. Endlich gegen Mitternacht

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 231. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/237&oldid=- (Version vom 1.8.2018)