Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/238

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wird Löhe geholt. Löhe kommt und sieht den Kranken an, befühlt den Puls, kann die Krankheit nicht für sehr gefährlich halten, und da der Kranke selbst es nicht begehrt, so will er ihm auch auf den bloßen Wunsch der Aeltern hin das Sacrament nicht reichen, sondern setzt sich und hört seinen wirren Reden zu. Da kommt ihm wie ein Lichtstrahl die Erinnerung, daß der junge Mann ihm etwas anvertraut hatte; und er sagt zu den Aeltern, er glaube ein Mittel zu kennen, welches ihrem kranken Sohne zur Genesung verhelfen würde; sie sollten morgen früh auf die und die Mühle schicken, da diene ein armes, aber sehr braves junges Mädchen, welches zu ihrer Vortrefflichkeit auch bildhübsch sei, und deren Tugenden von höherem Wert seien als viele tausend Gulden Mitgift; dies Mädchen sollten sie holen lassen. Die Aeltern waren erst betroffen, versprachen aber gerne Löhe’s Rat zu befolgen und schickten in aller Frühe, um das angeratene Mittel holen zu lassen, welches denn auch seine Wirkung nicht verfehlte. Alle zusammen: der Arzt, der Kranke, die Medicin und die Aeltern, welche sie darreichten, liegen schon auf einem und demselben Ruheort und warten der Auferstehung, aber ihrer keinem ist jemals eine Reue gekommen über die angeratene und angenommene Heilmethode.


Löhe’s vergebliche Meldungen um städtische Stellen.

 Viermal legte Löhe die Frage, ob er an dem ersten Orte seiner Wirksamkeit im geistlichen Amte ausharren oder weiter gehen solle, dem HErrn zur Entscheidung vor. Die göttliche Antwort hieß ihn bleiben, und da es ihm bei seinen Meldungen weniger um Befriedigung persönlicher Wünsche, als um Erforschung des göttlichen Willens zu thun war, so konnte er sich

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/238&oldid=- (Version vom 1.8.2018)