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 „Das Traurigste ist, daß nun dem armen Volke die ewigen Interessen vollends in den Hintergrund gerückt werden und das Reich, welches nicht von dieser Welt ist, vollends verlassen wird. Es empört mich, wenn ich Pfarrer mit Cocarden sehen und ihnen abmerken soll, daß sie allen Standpunkt verlieren und mit dem Volke dahin rennen. Es wird vielleicht ganz bald die Zeit kommen, wo es den vollen Mut gottverlobter Seelen bedarf, um des HErrn Hütte im Lande zu hüten und in ihr erfunden zu werden. Darauf sollte man sich vorbereiten und in tiefer, wenn auch keineswegs theilnahmloser Stille sich für die Zeit rüsten, wo man zum Heile des Volks für das ewige Vaterland sprechen und handeln muß.

 „Dir werden sich die Erinnerungen früherer Lebenstage aufdrängen, und Du wirst noch einmal durchleben, was so ähnlich und doch so ganz anders ist. Deine Erfahrung, Dein weiser Rath wird nun dem jungen Volke, dem eine so große Stimme in dieser elenden Zeit eingeräumt wird, viel nützen können. Gott sei Dir gnädig und der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre Dir in Tagen, wo alle Liebe zu erkalten scheint, Herz und Sinne in Christo Jesu zum ewigen Leben! Amen.

 „Hier in diesem Winkel der Welt, wo bis heute kein Zeichen von Aufruhr zu bemerken war, bemühe ich mich, mein Volk von allem Bösen abzumahnen und zum Gebete anzuleiten.

 „Am vorigen Sonntag habe ich das Friedensgebet beim Mittagsgeläute um 12 Uhr wieder eingeführt, und eine ziemliche Anzahl Familien hat Gehorsam geleistet. Wir beten alle mit dem ersten Glockenton die drei kostbaren Collecten, die sich in der neuen Auflage der Samenkörner am Dienstag finden und mit der Aufschrift „Um Frieden“ bezeichnet sind. Der

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 260. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/266&oldid=- (Version vom 1.8.2018)