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die Berliner Vorgänge bis zum Abend des 18. März. Es scheint mir schrecklich viel Aehnliches mit den Pariser Geschichten da zu sein, – schrecklich viel Verhängnisvolles.

 „Das, was die Völker erzwingen, scheint mir größtentheils besser als die bisherigen Zustände. Ein deutsches Parlament erscheint mir wie ein Rettungsanker, ohne welchen alles in Trümmer gehen könnte. Aber wie erringt man’s! – Ach! ich habe längst die deutschen Kräfte gefürchtet, wenn sie einmal losgebunden würden. Gott sei uns gnädig und helfe uns zu Zuständen, bei welchen die äußere Wohlfahrt gedeihen kann.

 „Nächsten Montag werden sich eine Anzahl meiner enger verbundenen Freunde bei mir treffen, um über das Benehmen zu beraten, das wir Pfarrer in diesen Wirren zu beobachten haben und über die Möglichkeiten, welche aus diesen politischen Wirren für die Kirche entspringen können und wol auch entspringen werden. Ich führe seit Jahren die Rede: ,die Gottlosen werden die Verhältnisse zerstören und die Fesseln zerschlagen, in welche die Kirche von den Fürsten geschlagen ist: eher kann es zu keinem Neubau der äußeren, für die göttliche Pädagogik der Kirche so nötigen Verhältnisse der Kirche kommen.‘ Nun geschieht das Erstere: Gott verleihe das Zweite. Fallen die Höhen und damit viel Poesie des Lebens, verflacht sich alles Irdische, so sei Zion ein grünes Zweiglein des Frühlings und wachse bis zu den ewigen Höhen und erstatte der Menschheit die Verluste, die sie doch auch leiden wird, tausendfach.

 „In unserer nächsten Nähe ist alles in ziemlicher Ruhe. Meine Bauern beten auf mein Anraten seit 14 Tagen das Friedensgebet unter dem Mittagsläuten und haben ihre Forderungen dem Gutsherrn in geordneter Weise vorgelegt. In Nürnberg, Fürth etc. hat es Krawalle gegeben, die auch in kleineren Orten wiederholt wurden. Jetzt ist’s für den Augenblick

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 262. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/268&oldid=- (Version vom 1.8.2018)