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 „Du freust Dich auf den zweiten Besuch, wir freuen uns auch. Wir machen an die Thüre keine Striche, wir sehen aber mit Freuden in die Flucht der Zeit! Wie fröhlich sieht der Mensch Monden seines Lebens hingehen, an deren Ende er etwas Angenehmes findet. Ach, daß wir gerne das ganze Leben sähen fliehen, weil an dessen Ende der ewige Freund der Seele steht.“

 Ein andermal erzählt er ihr folgende Anekdote, die ihn weidlich belustigt habe. Ein etwas schwachsinniger Mann von Dettelsau kam eines Abends zu Löhe und bat sich ein Paar Hosen, sowie die Erlaubnis aus, sich manchmal an seinem Ofen wärmen zu dürfen. Bei dieser Gelegenheit erzählte er dem Pfarrer, wahrscheinlich um ihm zu beweisen, daß er sich auch schon Ansprüche auf seine Dankbarkeit erworben habe, folgende Geschichte, die Löhe in der Dettelsauer Mundart des Erzählers wiedergibt. „Er habe einmal Ochsen auf die Weide getrieben und sich beim Fortgehen von zu Hause als Proviant einen Weck in seine Mutzen (Kittel) gesteckt. Die ,Mutze‘ habe aber ein Loch gehabt, und als er auf der Weide angekommen den Weck aus der Tasche ziehen wollte, sei keiner mehr vorhanden gewesen. Vergebens habe er auf dem ganzen Heimweg nach dem verlornen Weck gesucht. Da sei ihm N. N. begegnet und habe ihm gesagt: eben sei der Pfarrer des Wegs gegangen, der habe den Weck gefunden und gegessen. Darauf habe er, der Erzähler, sich beruhigt und gesagt: ,Na, wenn’a der g’funna und gessen haut, dem hob ih’n vergunnt‘“. „Schau einmal“ – fährt Löhe fort – „ob Du die schöne Geschichte verstehst. So was freut mich.

 Noch Eins muß ich Dir erzählen. Ich habe Dir nicht geschrieben, daß Helene und ich, da wir in der Nacht des Buben wegen wach waren (vor etwa einem Vierteljahr), mit Entsetzen die sogenannte Klagemutter hörten. Sie wurde zugleich von den Bauern, die in der Nacht zum Dreschen auf

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/28&oldid=- (Version vom 1.8.2018)