Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/283

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ein Wunder, daß aus diesem Vorparlament eine Kirchenversammlung komme, die Gottes heiligem Worte nach Gebühr sich unterwirft!“

 „Gott weiß es – schreibt er ein andermal – wie gerne ich auch ja sagte und mich mit vielen vereinigte; allein ich bin meine Einigkeit denen schuldig, mit welchen ich wirklich eins bin und will ihrer keinen ärgern.“

 Bei Löhes konfessionellen Grundsätzen kann diese ablehnende Stellung nicht Wunder nehmen. Auffallender könnte es erscheinen, daß er der an ihn ergangenen Einladung zu der von Harleß auf den 30. August 1848 nach Leipzig berufenen Konferenz von Gliedern und Freunden der evangelisch-lutherischen Kirche ebenfalls nicht folgte. Jene von dritthalbhundert Theilnehmern aus den verschiedenen lutherischen Landeskirchen Deutschlands besuchte Konferenz war in der That eine stattliche und würdige Repräsentation der lutherischen Kirche Deutschlands und die Vereinbarung bezüglich der sechs Thesen über die Stellung zu den Bekenntnissen der luth. Kirche ohne Zweifel eine anerkennenswerte That, wenn gleich – wie Thomasius in seiner Berichterstattung über diese Versammlung sagte – nicht sowohl in der Vereinbarung über eine Reihe von Thesen das eigentliche Ergebnis der Konferenz lag, sondern darin „daß der Gedanke an die Einheit der lutherischen Kirche durch alle Lande hindurch den Teilnehmern hier gleichsam verkörpert entgegentrat und alle zur Verwirklichung desselben beseelte.“ Ueber die Gründe, von denen Löhe sich bestimmen ließ dieser Versammlung fernzubleiben, findet sich in dem uns vorliegenden handschriftlichen Material keine Aeußerung. Auch einem Urteil über die Leipziger Konferenz begegnen wir nur einmal in einem Briefe Löhes an Liesching, dem er am 29. November schreibt: „Wenn Ihren Schwager Eichhorn die Leipziger Konferenz befriedigte, so würde ihn wol Breslau noch mehr befriedigt haben. In Leipzig hat man erst

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 277. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/283&oldid=- (Version vom 1.8.2018)