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Aussichten und Verlegenheiten gefunden und deshalb Sätze über die Verfassung wenigstens im allgemeinen gutgeheißen, welche fast in nichts dem Bilde der apostolischen Verfassung entsprechen. In Breslau gab es alles Gute was Leipzig hatte, und neben der Erkenntnis mancher Mängel und Schäden Kraft und Befugnis zu bessern, weil man Vorneherein vom Staat und dem häßlichen Episkopat der Fürsten los war.“ Es bezieht sich diese Ausstellung Löhes auf die bei der Leipziger Konferenz allerdings nicht mehr zur Beratung gekommenen, jedoch von Kliefoth in einem zusammenfassenden Vortrag erläuterten Thesen „über die Verfassung der Kirche.“ Diese Thesen erklären den (nominellen) Fortbestand des landesherrlichen Summepiskopates für noch nicht absolut unmöglich, ja möglicherweise für erwünscht und förderlich für die Kirche, wie denn Kliefoth den Fortbestand eines „vernünftigen Summepiskopats“ warm befürwortete.

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 Die Verschiedenheit dieser Anschauung[1] von Löhes Ansichten über das landesherrliche Kirchenregiment erklärt seine theilweise Unzufriedenheit mit den Ergebnissen der Leipziger Konferenz und macht auch das abfällige Urteil erklärlich, welches er über die am 31. October und 1. November in Ansbach abgehaltenen Konferenz bayerischer Geistlicher aussprach. Es war die Absicht der Veranstalter


  1. Anm. Merkwürdig sind übrigens die bei dieser Gelegenheit gesprochenen wahrhaft prophetischen Worte Kliefoths über die Nichtigkeit der liberalen Phrase von der Trennung der Kirche vom Staate. „Ich lasse jedem seine Meinung – sagte Kliefoth –; aber ich meinerseits bin der Ansicht, daß aus der großherzigen Freigebung der Kirche, welche die Politiker im Munde führen, nicht viel werden wird. Diese abstrakte Tendenz wird an der Wirklichkeit in das gerade Gegenteil ausschlagen; die Politiker werden die Wahrnehmung machen, daß der Staat mit der Freilassung der Kirche ungeheuere Machtmittel aus den Händen gibt – und dann, fürchte ich, wird an der Stelle der verheißenen Freilassung der Versuch einer noch viel schwereren Knechtung treten, als die bisherige je gewesen. Ich kann mir nicht helfen; aber es ist dieser Punkt, auf welchem ich die schwersten Kämpfe der Zukunft sehe.“
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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 278. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/284&oldid=- (Version vom 1.8.2018)