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und Leiter dieser Versammlung, die lutherisch gesinnte Geistlichkeit Bayerns zu einer Beitrittserklärung zu den Leipziger Thesen zu veranlassen. Man legte jedoch in Ansbach umgekehrt wie in Leipzig bei den Verhandlungen das Hauptgewicht auf die Verfassungsfrage, wobei man sich notgedrungen auf einem ziemlich unfruchtbaren Gebiet theoretischer Erörterungen bewegte. Löhe war von diesen Verhandlungen, denen er etliche Stunden beiwohnte, wenig erbaut. Er hatte einige Wochen vorher der Synode der separierten Kirche in Preußen zu Breslau beigewohnt, deren Verlauf auf ihn einen ohne Vergleich günstigeren Eindruck gemacht hatte. Unwillkürlich zog er da Parallelen zwischen jener Versammlung in Ansbach und der Breslauer Synodalversammlung: „Da war es denn doch – schreibt er in Briefen an v. Raumer und Liesching – in Breslau ganz anders, obwol mir unsere Leute, wären sie nur instruiert, fast durchgängig tüchtiger erscheinen. Die letzte Stunde, welche ich auf dieser Synode zubrachte, in welcher Harleß und auch ich redeten, war feierlich, riß viele hin; es war eine allgemeine Bewegung. Auch Harleß war sehr ergriffen. Huschke, Barschall, Nagel aus Pommern, Ehlers aus Liegnitz sind bedeutende Männer. Mit dem letzten bin ich, glaub ich, bis ins kleine einig.“

 Und doch war er auch von dem was er in Breslau sah und hörte, nicht völlig befriedigt. „So schön es in Breslau war – schreibt er an v. Raumer – einen recht hoffnungsvollen Aufschwung bekommt man auch dort nicht. Mich überwog das allgemeine Gefühl der Einigkeit nicht, und obwol ich mit Liebe überschüttet wurde, war ich doch traurig. Gott helfe, daß nicht die Laiendeputierten auch dort auf die Länge hin Zwietracht erregen! Ohnehin wird sich eine pseudolutherische Kirche in Preußen erheben, welche der eigentlich lutherischen Kirche viel Mühe machen wird. Ich ging mit der Ueberzeugung heim, daß vergleichsweise hier bei uns noch immer der größte Segen sei oder doch die größte Hoffnung.“

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/285&oldid=- (Version vom 1.8.2018)