Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/295

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zuvor. Beim Beginn der VII. Sitzung zu Anfang der Beratung über die Verfassungsfrage trat der erste Sekretär der Synode, der Jurist Dr. Bucher von Würzburg, auf und apostrophierte nach einigen einleitenden Worten die Versammlung folgendermaßen: „Lassen Sie unsern Verhandlungen den Stempel der kirchlichen Weihe aufdrücken damit, daß wir frei, offen und unumwunden erklären, daß wir auf dem Grunde unseres evangelisch-lutherischen Bekenntnisses stehen. Weichen wir nicht von diesem Grunde, so können wir weder von oben, noch von unten verkannt werden; der König wird erkennen, daß wir auf unerschütterlichem Grunde stehen, und die uns gesandt, müssen inne werden, daß wir ein festes Haus bauen wollen, dessen Grund der ist, der von Anfang an gelegt ist. Folgen Sie diesem Drange Ihres Herzens und bekennen Sie es mit mir, daß wir auf nichts anderes bauen als auf das evangelisch-lutherische Bekenntnis.“ – Nach diesen Worten erhob sich die Versammlung mit Ausnahme von etwa elf Gliedern und gab ihr Ja und Amen. Ein geistlicher Abgeordneter war von der feierlichen Gewalt dieses Augenblicks so ergriffen, daß er ausrief: „Der Segen des HErrn ruhe auf dieser Stunde! Amen.“

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 Eine plötzliche Begeisterung schien die Synode ergriffen zu haben, man fühlte sich gehoben im Bewußtsein solch unerwarteter Einmütigkeit und Einhelligkeit im Glauben und Bekenntnis – aber die Ernüchterung kam bald. Zwar daß der reformierte Synodalabgeordnete Dr. Renaud sich sofort in seinem und der Seinigen Namen zum reformierten Bekenntnis bekannte, war nur selbstverständlich, wenn sich auch dadurch sofort der alte Schade der konfessionellen Mischgestalt der bayrischen Landeskirche bloßlegte. Der Protest hingegen, welche der Abgeordnete v. Muffel in der Sitzung vom 15. Februar gegen die Benennung „unsere evangelisch-lutherische Kirche“ und gegen den Bekenntnisakt vom 5. Februar und zwar „im Interesse der freien Forschung“ erhob, mußte der Selbsttäuschung

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 289. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/295&oldid=- (Version vom 1.8.2018)