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Sitzungen eine ernste Ansprache an die Pfälzer, in der die Notwendigkeit eines kirchlichen Bekenntnisses und das Ungenügende einer Berufung auf die heilige Schrift als alleinige Lehrgrundlage treffend nachgewiesen ist, aber sie wußte doch auch in dieser Ansprache der unierten pfälzischen Kirche keine höhere Zumutung zu machen, als die, sich auf den Boden der Konsensusunion zu stellen, und keinen dringenderen Rat zu ertheilen als den, wieder unter die gemeinsame Ordnung des kirchlichen Regimentes zurückzukehren.

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 Und wie im Verhältnis zu Reformierten und Unierten, so ließ die Synode auch offenbaren Leugnern und Gotteslästerern gegenüber die nötige Entschiedenheit kirchlichen Handelns vermissen. Löhe hatte (Petition II, 8) die Uebung wenigstens des unerläßlichen Minimums von Kirchenzucht gegenüber offenbar ungläubigen, dem Bekenntnis beharrlich widersprechenden, in Lastern und groben Sünden lebenden Gemeindegliedern beantragt. Es lag auch der Synode ein eklatanter, die Strenge kirchlicher Zuchtübung herausfordernder Fall dieser Art vor: die Platner-Ghillanysche Petition „Verbesserung der protestantischen Glaubensschriften und des protestantischen Kirchenwesens betreffend“, in welcher die Lehren von der Gottheit Jesu, von der Existenz eines bösen Geistes, von der Erbsünde, von der ewigen Verdammung aller Menschen und ihrer alleinigen Rettung durch den Glauben an das versöhnende Opferblut Christi, endlich die Lehre von der Auferstehung des Fleisches als heidenchristliche Verunstaltungen der reinen Lehre Jesu, als nicht zu rechtfertigender Aberglaube bezeichnet, deren Beseitigung aus dem protestantischen Lehrbegriff verlangt und im Weigerungsfall mit Austritt aus der lutherischen Kirche unter Vorbehalt der Ansprüche auf einen entsprechenden Teil der Kirchengüter gedroht wurde. Löhe und viele andere mit ihm erwarteten, daß die Synode diese Lästerschrift durch eine kirchliche That, nämlich die der Aufhebung der Kirchengemeinschaft mit solchen Lästerern, beantworten werde.

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 292. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/298&oldid=- (Version vom 1.8.2018)