Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/308

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ziehen. Ehlers meinte, die preußischen Lutheraner müßten sich hüten, andere (zum Austritt) zu drängen, denn bei ihnen habe es der HErr so gefügt, daß für den, der kirchlich-lutherisch sein und bleiben wollte, keine Frage geblieben sei. „Es wird uns – schreibt er – mit unserm Herzen voll Sehnsucht und Verlangen nach Völligerem leichter hinauszuspringen und die Lumpen dieser Welt, die wir etwa verlieren müßten, im Gefängnis hängen zu lassen, als zu bleiben. Das macht uns, in der Furcht vor unserm eigenen Herzen, bedenklich. Das aber auch allein.“ Sind das ohne Zweifel Aeußerungen, die mehr berechnet erscheinen zu zügeln als zu spornen, so stimmt Ehlers doch andrerseits Löhe zu, daß die Generalsynode die wohlbegründeten Forderungen, die er aus dem Herzen der lutherischen Kirche heraus that und thun mußte, „nicht befriedigt habe, und daß ihre Zugeständnisse in die Kategorie des in Preußen von dem unierten Kirchenregiment gegen die lutherisch gesinnten Pastoren geübten leidigen Konzessionswesens gehörten. Gegenüber der Behauptung, daß in Bayern die lutherische Kirche de jure noch bestehe, fragt er: Was nützt mir ein jus, das nicht gehandhabt wird, auf das man sich fruchtlos beruft? Schließlich spricht er die Hoffnung aus, es werde sich das Wort bewahrheiten, welches ihm vor Jahren einmal ein Amtskommissär in Weimar gesagt habe: „Die preußischen Lutheraner sind der Kopf, der herausgekrochen ist aus der Schale, in den andern lutherischen Ländern werden die übrigen Glieder nachkommen.“ Welchen Eindruck Löhe von diesem Brief bekam, zeigt eine Tagebuchnotiz vom 6. März. „Ehlers schrieb so, daß ich sah und las, er billige unser Bleiben in der Landeskirche nicht. Ein ernster Brief, der eine ernste Stimmung hervorrief. Diese Stimme ist mir zwar lieber als jede andere, denn ich seufze nach Befreiung von diesen Zuständen. Aber es war mir doch die Wiederaufnahme der seit 14 Tagen in den Hintergrund getretenen Gedanken eine sehr ernste Sache.“ etc.

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/308&oldid=- (Version vom 1.8.2018)