Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/310

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die beiden Hauptpunkte zu sein, von welchen die Erhaltung der Einheit und Reinheit der Lehre abhängen dürfte.

 Aber was ich fürchten muß nach Ihrem Briefe ist eben dies, daß diejenigen, in deren Hand es zuvörderst liegen wird (das Bekenntnis in seine Rechte einzuführen), zu beidem zu feig sein werden: Ihnen zu widersprechen und Ihnen zu willfahren. Ich kenne das an dem Landeskirchenregiment in Preußen. Da ringen neben uns die Lutherischgesinnten in der Landeskirche. Sie fordern ungeheuer viel, um die lutherische Kirche zu restituieren. Das Kirchenregiment ist viel zu feige, ihnen nachzugeben, aber auch viel zu feige, zu widersprechen. Sie werden mit den schönsten Phrasen gekirrt, und ohne daß auch nur ein Steinchen von der Mauer Babels weggenommen würde, werden die Armen so verzaubert, daß sie mitten in der unierten Kirche – keine Union mehr sehen, sondern eine fix und fertige lutherische Kirche. Darum bleibt die große Hauptsache in solchen Kämpfen die, daß man auf Thaten dringe und sich nicht mit diplomatischen Redensarten abspeisen lasse. Eine That – wenn auch noch so klein und gering an sich – wiegt die Protokolle einer heurigen Generalsynode zehnfach auf.“ etc.

 Gehen oder bleiben, das war also die Alternative, vor der Löhe stand. Durch die verschieden lautenden Ratschläge der beiden von ihm befragten Freunde war ein Gewicht in jede der beiden Wagschalen geworfen worden. Nach welcher von beiden Seiten sich Löhes Entschluß neigte, kann nach dem schon Gesagten nicht zweifelhaft sein. Daß er aber nicht „leichten Herzens“ den Entschluß des Austritts faßte, mag eine Aeußerung aus seinem Tagebuch vom 29. März beweisen. „Mein Aufsatz über die Generalsynode wäre nun im Druck. Das wird für mich das Signal zum Aufbruch sein. Es gilt ein Stück Sterben. Wie manchen Tropfen Wermut werde ich zu genießen bekommen. Verleihe mir der barmherzige Gott, dem ich gerne dienen möchte, daß ich ihm diene mit vergnügtem

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 304. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/310&oldid=- (Version vom 1.8.2018)