Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/325

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selber sagt, mit einiger Mühe – die ungeduldigeren unter seinen Freunden, die zum Austritt drängten, zur Aufschiebung ihres Entschlusses bis auf erfolgte Antwort des Oberkonsistoriums zu bewegen.

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 Indessen erwies sich Löhes Hoffnung auf ein einmütiges Zusammengehen und Zusammenwirken mit der theologischen Fakultät bald als Täuschung. Den beiden Professoren Hofmann und Thomasius lag wohl daran, einen Bruch innerhalb der Landeskirche zu verhüten, aber sie waren weit davon entfernt, Löhes kirchliche Ueberzeugungen und Bestrebungen im Einzelnen zu teilen. Löhe sollte bald die Erfahrung machen, in welche herbe Dissonanz die so hoffnungsreich eingeleitete Verständigung mit der theologischen Fakultät in Erlangen sich auflösen würde. Zunächst war es für ihn eine betrübende Ueberraschung, aus einem Brief Hofmanns vom 22. April 1849 Kunde zu erhalten von einem der theologischen Fakultät aufgetauchten Kompetenzbedenken. Hofmann benachrichtigte Löhe, daß die Fakultät, weil sie als Körperschaft in keinem amtlichen Verhältnisse zum Oberkonsistorium stehe, Anstand nehme, eine Eingabe des verabredeten Inhalts an dasselbe zu richten, dagegen sei sie bereit, zu einer von Löhe und seinen Gesinnungsgenossen an das Oberkonsistorium zu richtenden Eingabe ein Gutachten zu geben. Löhe war damit nicht einverstanden. Er meinte, die Fakultät gehöre an die Spitze einer solchen kirchlichen Bewegung. Viele, die bei ihren Entschließungen auf Autoritäten zu sehen gewohnt seien, würden bei solchem Vorgang den Mut der Nachfolge finden. Auch für die Stellung der Fakultät werde es von Bedeutung sein, wenn die einzige Landeskirche, welche einer Rekonstruktion auf rechter Basis noch einigermaßen fähig erscheine, durch sie neu gegründet werde. Zwar würde das verachtete Häuflein, zu dem er gehöre, nötigenfalls auch allein vorgehen und seinen kleinen Beitrag zum Bau Zions geben; aber der Erfolg würde notwendig ein bedeutenderer sein, wenn die theologische Fakultät die Leitung der Bewegung in die

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 319. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/325&oldid=- (Version vom 1.8.2018)