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Hand nähme. Im ersteren Falle würde er mit seinen Gesinnungsgenossen als eine verachtete Minorität weichen müssen; im andern Falle werde es wohl auch eine Minorität geben, aber eine solche, die ihr Recht innerhalb der Landeskirche behaupten könne. Deshalb wünschte er, die Fakultät möge nur getrost den verabredeten Weg einer Eingabe an das Oberkonsistorium beschreiten, v. Tucher trug im Namen und Auftrag des Löheschen Kreises diesen Wunsch den beiden Professoren Hofmann und Thomasius vor, indem er bat, die Fakultät möge sich durch Kompetenzbedenken nicht irren lassen, ihrem Worte wohne eine große moralische Kraft bei; ihre Eingabe solle nicht die Form einer Petition, sondern etwa die einer Denkschrift erhalten, keineswegs aber ein bloßes Gutachten sein, da ein Gutachten nur ein unbeteiligter Dritter, welcher außer den Streitsteilen stehe, zu geben vermöge, und als solchen die theologische Fakultät doch gewiß sich selbst nicht werde ansehen wollen.

 Hierauf erwiderte Hofmann in seinem und Thomasius Namen, daß sie beide nach Löhes Wunsch sofort eine selbständige Fakultätseingabe beantragen wollten, wiewohl ihnen die Widerlegung ihrer dagegen geltend gemachten Bedenken unzureichend scheine. Gleichzeitig aber wollten sie beide auf das bestimmteste erklären, daß sie bei ihren Verhandlungen mit Löhe nur von dem Wunsche beseelt gewesen seien, eine in ihren Augen unberechtigte Abtrennung von der Landeskirche womöglich dadurch zu verhüten, daß sie zu der Abstellung desjenigen mitwirkten, was die Gewissen am meisten beunruhigen könnte.

 „Wir bleiben – so schließt der Brief – fortwährend der Ueberzeugung, daß unsere Kirche nicht aufgehört hat, eine lutherische zu sein und auch so lange nicht aufhört es zu sein, als in ihr das lutherische Bekenntnis zu Recht besteht. Wir treten nicht für Löhes Sache voran, sondern scheiden diese fortwährend von der Sache der lutherischen Kirche, die allein die unsre ist.“

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 320. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/326&oldid=- (Version vom 1.8.2018)