Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/337

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Herz meines Volks und ich zittere vor allem, was mehr nach der Tiefe zieht. Ich kann also auch in der Frage der Separationen nur zustimmen, wenn das Gewissen, nach Gottes Wort unterwiesen, klar und entschieden spricht, und, mein teurer Freund, ich kann die Ansicht, es scheint die Hoffnung, nicht teilen, welche Sie auf die bevorstehenden Separationen gründen möchten. Ich will auch nicht, daß wir eine Kirche haben, welche gleich der römischen alles Heidentum in sich berge, wenn es nur die Form sich gefallen lassen will, aber zwischen diesem Extrem und dem Donatismus ist eine Mitte, in der wir zu allen Zeiten stehen werden. Nur ist es schwer – nein es ist unmöglich, diese Mitte mit Absicht und Plan zu treffen und herzustellen... So bleibt mir nur übrig, Ihnen mein treustes Gebet zuzusichern, aber doch den tiefsten Wunsch zu hegen, daß Sie einen Punkt finden möchten, wo Sie ohne Riß mit unverletztem Gewissen im Dienste Ihres HErrn stehen könnten. Der stehe Ihnen bei mit Rat, und wenns sein muß, mit Trost, und halte uns alle auf einem Sinn gar eben...“

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 Auch Huschke glaubte, nach Rücksprache mit Harleß und Lektüre der Kraußoldschen Gegenschrift sein auf die Löhesche „Beleuchtung der Synodalbeschlüsse“ gegründetes Urteil über die Zustände der bayerischen Landeskirche modifizieren zu müssen. Nach seiner jetzigen Anschauung und Kenntnis von der Sachlage – meinte er – würde eine Separation unstatthaft, ja Sünde sein. Der kirchliche Kampf müsse nun in einem andern Sinn als bisher geführt werden, nicht „gleichsam mit einem Fuß draußen, sondern in der Absicht, das Haus Gottes, welches wirklich eben dieses ist, von allem Unrat möglichst zu reinigen.“ Gleichfalls unter dem Eindruck der Kraußoldschen Brochüre – doch vorsichtiger – sprach sich Ehlers aus: „Ich meine, die Sehnsucht nach einem vollkommeneren Wesen habe der Unbefangenheit Ihres Blickes Eintrag gethan. Sie sind ja aber des ungeachtet nicht ausgetreten. Sie wollten warten bis die Not

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 331. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/337&oldid=- (Version vom 1.8.2018)