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man im Fall eines ungünstigen Bescheids von Seiten des Oberkonsistoriums sich an den König mit der Bitte wenden solle, daß er kraft seines obersten Schirm- und Aufsichtsrechts die bekenntnisuntreuen Mitglieder des Oberkonsistoriums removieren möge.

 Löhe „staunte über diese Verzögerungstheorie“, erklärte sich aber doch auch mit diesem Schritte einverstanden, falls eine größere Anzahl von geachteteren Namen an demselben sich beteiligen würde.

 Auch sonst vereinigten sich von verschiedenen Seiten her die berufensten und geachtetsten Stimmen zu der Warnung an Löhe, den Austritt nicht zu übereilen, bevor nicht alle Versuche erschöpft wären, auf dem Wege der Bitte, des Zeugnisses, des Protestes mit Wort und That eine Besserung der landeskirchlichen Zustände herbeizuführen. So schrieb z. B. Petri in Hannover, indem er auf Grund genauerer Informationen seine anfängliche Zustimmung zu Löhes Vorgehen teilweise wieder zurücknahm: „Seitdem sind mir die diametral entgegen lautenden Urteile der Erlanger Zeitschrift... und Kraußolds Brochüre zu Gesicht gekommen, und die Wahrnehmung, daß diese mit Ihnen in einem Glauben stehenden Männer mit ihrem Urteil gleichwohl so wesentlich abweichen... mußte mich zu der Ueberzeugung führen, daß ich vielleicht voreilig geurteilt hätte, daß aber jedenfalls jetzt Dinge und Zustände vorliegen möchten, welche nur dem Genossen derselben die Fähigkeit und Berechtigung des Urteils gäben. Das Urteil, das mir in thesi richtig schien, wurde in hypothesi zweifelhaft... Separationen – ich glaube, daß sie kommen werden; ich kann zuweilen, wenn ich den Wirrwarr an allen Ecken sehe, den Wunsch hegen, daß der Sturm nur erst da und über sein möchte. Allein jeder Tag und jede tiefere Erfassung unserer Zustände begründet mehr die Ueberzeugung: daß diese Separationen der Anfang faktischer Zersetzung unseres Volks beide in kirchlicher und staatlicher Beziehung sind und uns dem Untergange einen bedeutenden Schritt näher führen. Da jammert nun mein

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 330. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/336&oldid=- (Version vom 1.8.2018)