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 Bei der Besprechung dieser These hob Münchmeyer hervor, daß man bei Lösung der Frage nach Berechtigung der Separation von einer Landeskirche zwei Dinge genau auseinanderhalten müsse: Die Akte der Gesetzgebung und die Akte der Kirchenbehörden in Verwaltung und Disciplin; bei letzteren, den sogenannten Verwaltungssünden, liege Berechtigung und Verpflichtung zum Austritt nicht vor. Zwar wurde von einigen entschiedeneren Mitgliedern jener Konferenz hervorgehoben, daß auch durch solche „Verwaltungssünden“ besonders bei der eigentümlichen Verfassung einzelner Landeskirchen leicht ein faktischer Zustand herbeigeführt werden könne, durch den in Wirklichkeit das Bekenntnis ebenso alteriert werde, wie wenn es rechtlich aufgehoben sei. Dagegen wurde aber bei aller Anerkennung der Möglichkeit und Wirklichkeit solcher Zustände erwidert, daß hiegegen erst alle gesetzlichen Schritte zu unternehmen und deren Erfolge abzuwarten seien.

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 Nur im Sinne dieses letzteren Zusatzantrages, der jedoch von der Konferenz nicht förmlich angenommen wurde, konnte Löhe sich mit der Leipziger These einverstanden erklären. An sich erschien ihm diese Satzung zu eng, weil er der Meinung war, daß es nicht auf die Quelle, aus welcher die Uebelstände in der Kirche fließen, sondern auf die Unabwendbarkeit und Unheilbarkeit derselben ankomme, wenn es sich nämlich um die Berechtigung handle, von ihr auszuscheiden. Ihm bot eben die Berufung auf den – bei der bayerischen Landeskirche ihm ohnehin zweifelhaften – Rechtsbestand der lutherischen Kirche und ihres Bekenntnisses nicht den Trost, den die lutherisch gesinnte Partei in Bayern, an deren Spitze die theologische Fakultät in Erlangen stand, daraus schöpfte. „Es ist – sagt er in einer anfangs 1850 erschienenen, zur Rechtfertigung seines kirchlichen Ganges seit 1848 und zur Verteidigung gegen mehrfache öffentliche Angriffe geschriebenen Brochüre „Unsere kirchliche Lage etc. – eine traurige Sache, wenn wir nichts zum Troste haben als ein

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 335. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/341&oldid=- (Version vom 1.8.2018)