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Frevel schien es dann zu sein, von ihr zu gehen und selbst Lutheraner sein zu wollen! So, wenn man sagte: ,Ja, sie ist lutherisch‘ gab man sich freilich gefangen. Ich meinerseits würde, wann man mir eine solche Frage gestellt hätte, einfach meinen Zweifel kund gegeben und ihn durch Hinweisung auf die noch bestehenden, verfassungsmäßigen, grundangreifenden Uebelstände und auf die mangelnde Lehr- und Bekenntnistreue in allen Regionen der Landeskirche begründet haben.“

 Von diesem Standpunkt aus war es denn gewiß auch vollkommen gerechtfertigt, wenn Löhe an die Generalsynode von 1849 das ihm so sehr verdachte Verlangen eines unzweideutigen Bekenntnisses zu den lutherischen Bekenntnissen stellte. „Ich hätte – sagt er a. a. O. – es gerne recht völlig und glaubwürdig aus dem eignen Mund der Kirche erfahren, ob es denn wirklich noch beim alten Bunde verbleiben sollte, der 1580 geschlossen wurde... Da schien es nun das beste, die richtige Meinung durch den Ausspruch der Kirche selbst, die durch ihre Generalsynode vertreten ist, kennen zu lernen. Wenn die Generalsynode ein gutes Bekenntnis bekannte und sich gegen die verfassungsmäßigen und kirchenregimentlichen Widersprüche erklärte, dann hatte man ein Zeugnis, das die Seele einigermaßen stillen konnte; es mußten dann auch gewiß die Widersprüche fallen. That sie aber das nicht; gab sie undeutlichen Ton des Bekenntnisses, und machte sie ihr wörtliches Bekenntnis nicht durch treuen Fleiß gegen die Widersprüche verständlicher: dann stand es schlimm mit dem Luthertum der Landeskirche.“ etc.

 Unsre Leser wissen, in welch ungenügender Weise die Generalsynode von 1849 diesem Verlangen entsprach und wie Löhe in seiner „Beleuchtung der Synodalbeschlüsse“, daraufhin sein Votum für den Austritt aus der Landeskirche abgab. Die Hoffnung, die Vertretung seiner Sache in die Hände einflußreicher Männer gelangen zu sehen, bewog ihn, die Ausführung des gefaßten Entschlusses bis

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 338. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/344&oldid=- (Version vom 1.8.2018)