Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/343

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dringen, oder, falls sich dieselben als unverbesserlich erwiesen, dann mit unantastbarem Recht den letzten Schritt des Austritts zu thun. Im ganzen hielt ja auch die von Löhe hervorgerufene kirchliche Bewegung diese Richtung ein und langte jedenfalls schließlich bei diesem Ziele an, doch nicht ohne vorübergehende Schwankungen und Abweichungen von der dadurch vorgezeichneten Linie des Verhaltens.

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 Löhes Ausgangspunkt – der Zweifel an dem konfessionellen Charakter und dem gesicherten Rechtsbestand der bayerischen Landeskirche – war jedenfalls berechtigt. Er behauptete nicht von vornherein ihren unlutherischen Charakter, aber er bezweifelte ihren lutherischen Charakter. „Es ist richtig – sagt er in dem oben angeführten Schriftchen, ,Unsere kirchliche Lage‘ – daß alle diese Dinge (die bekenntniswidrigen Mißstände) sich in den Zeiten konfessionellen Entwerdens festgesetzt haben, und daß man sie deswegen mehr als Krankheitssymptome, denn als Sünden deuten könnte. Allein sie sind denn doch einmal da und zwar bestehen sie größtenteils zu Recht, auf Grund verfassungsmäßiger Bestimmungen, so daß sie ein übles Licht auf die Behauptung rechtlichen Bestehens der lutherischen Kirche werfen können. Oder ist es nicht so? Ist die verfassungsmäßige ,protestantische Gesamtgemeinde‘ mit allen ihren Kombinationen in den Organen von oben bis unten etwa ein Beweis, daß es eine lutherische Kirche in Bayern gibt? daß sie zu Recht besteht? Allermindestens schaffen diese gewaltigen Widersprüche Zweifel und Anfechtung und Verwirrung der Gemüter, welche darauf achten... Unsere befreundeten Gegner haben bei verschiedenen Versammlungen darauf gedrungen, daß von den Anwesenden anerkannt würde, die bayerische Kirche sei lutherisch – trotz und ungeachtet aller unleugbaren, den Grund angreifenden Uebelstände, weil doch das Bekenntnis zu Recht bestand, wie sie sagten. Ganz natürlich! War die Kirche lutherisch, was für eine Thorheit, ja was für ein

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 337. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/343&oldid=- (Version vom 1.8.2018)