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aber auch eine Maßregel des Unglaubens, wenn Du sie begleiten wolltest, wie ihr Schatten. Der HErr ist ja ihr Schatten über ihrer rechten Hand.“

 Nach den hier dargelegten allgemeinen Grundsätzen handelte Löhe auch bei der Erziehung seiner Kinder. Das Wort, das ihn bei seiner Kinderzucht vor allem leitete, das er auch frühzeitig schon seinen Kindern einprägte, war das Wort 1. Timoth. 3,4: „Ein Bischof soll gehorsame Kinder haben.“ In diesem Puncte verstand er keinen Scherz. Im übrigen regierte er sein Völklein mit mildem Ernst. So überladen er mit Arbeit war, so wußte er doch sich Stunden des Umgangs mit seinen Kindern zu erübrigen. „Das ist mir gewiß“, – schreibt er einmal an seine Schwiegermutter – „daß eine Stunde mit meinen Kindern gespielt so wohl gethan ist, als eine Stunde studiert.“

 Er verstand es mit Kindern kindlich zu sein. Die Kinderfeste des Hauses, der Martinsabend und vor allem das Weihnachtsfest, wurden fröhlich begangen. Nie fehlte bei solchen Gelegenheiten der heiligende Ernst des göttlichen Wortes noch die Würze fröhlichen Humors. Man dankte am Martinsabend für Dr. Luther’s Sendung, und dann ließ man den Kindern den „Pelzmärtl“ kommen. „Deine Tochter Helene“ – schreibt Löhe scherzend an seine Schwiegermutter – „schimpft zwar, daß ich Geld dafür hinauswerfe, aber man muß sich auch von den Weibern nicht allen Spaß verderben lassen, und umsonst ist kein Spaß, sondern der Tod.“ Eigenhändig schmückte Löhe den Christbaum für seine Kinder und zwar in der geistreichen Weise, mit der er auch in das Kleine Sinn und Gedanken zu legen wußte. So stellte sein Weihnachtsbaum einmal eine Nachahmung des Hermon dar, von dem bekanntlich ein arabischer Dichter sagt: er trage den Winter auf seinem Haupte, den

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/37&oldid=- (Version vom 1.8.2018)