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Frühling auf seinen Schultern, den Herbst in seinem Schooße, den Sommer zu seinen Füßen.

 Vielleicht interessiert es unsre Leser auch aus Löhe’s Feder die Schilderung eines Weihnachtsfestes in seinem Hause zu lesen. Unter dem 29. December 1838 schreibt er an seine Schwiegermutter:

 „Wir haben, liebe Mutter, recht schöne Weihnachten gefeiert. Der Morgen des 24. December vergieng mir beim Predigtschreiben. Nach Tische machte ich Helenen die Freude, die Frankfurter Sachen auszupacken, sie war dabei so von Freude und Jubel übernommen, daß ihr darnach körperlich und geistig übel war. Mich erfreute summa summarum alles, die Bratwürste und der edle „Borjerkabbedähn“ voraus. Wenn ich Zeit hätte, so würde ich jede Wurst und überhaupt jedes Stück dankend recensieren; so aber nimm meinen einfachen tiefgefühlten Dank und das Zeugnis vor Gott und Menschen, daß Du eine sehr gütige Mutter bist. F. war am Weihnachtsabend noch ein wenig krittelich; der Hahn zog ihn am meisten an, und er zerbrach ihn deshalb noch am Tage des Empfangs, und nun gefällt er ihm desto besser: denn ein Hahn ohne Beine ist wunderbarer als einer mit Beinen. Nach dem Auspacken folgte die Hausvesper: wir sangen viel und lasen Jesaia C. 9, 11. 12. Bei dieser Hausvesper ist mir bisher besonders heimatlich zu Mut gewesen. Hierauf ließ ich meine Leute allein und gieng mit S. und G., der das Beil trug, in den Wald. Der Jäger hatte mir nämlich einen Baum gebracht, der mir nicht gefiel, und mir sagen lassen, wenn er mir nicht recht wäre, so sollte ich mir nur selbst einen auswählen. Der Gang gefiel mir – über den knarrenden Schnee unter dem schönen Abendhimmel mit geheimnisvollen Wolken und schöner, heiliger Ansicht der stillen Dettels-Aue. Wir giengen und wählten und wählten,

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 32. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/38&oldid=- (Version vom 1.8.2018)