Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/39

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endlich fand sich ein herrliches Bäumchen, das einem schönen pyramidenförmigen Leuchter glich. Das wurde abgehauen und G. lud es auf. Als ich’s auf seiner Schulter sah, schlug mir mein Gewissen, denn es war lang und schön und prächtig. Doch nun heim und vorwärts! H. kam uns auf seinem Abendspazierlauf entgegen und sagte uns, es sei nun auch H–r noch gekommen. Mein Haus war voll. Es wurde ihnen Allen das Bett in unsrer ehemaligen Schlafstube gemacht. – Als Alles in Ordnung war, setzten wir uns sehr vergnügt an zwei gedeckte Tische. Nach Tisch wurde der schöne Baum zugerichtet; wir vermißten Dich dabei. Unser Baum wird sich zu Eurem verhalten haben wie ein schönes italienisches Landmädchen zu einer geputzten, geschmackvollen Dame von „Frankfort“. Die schönen Orangen, die rothbackigen Aepflein, die hellen Citronen, die goldenen Eier, die schönen Netze mit goldenen Erdäpfeln sahen recht hübsch aus dem Dickicht, und neue schöne Vögel saßen auf den Zweigen und sangen mir ein Lied von der neuen Schöpfung in Christo Jesu. Endlich waren wir müde und schliefen. Der kleine Bub ließ aber nicht viel Ruhe: er schlief am Tage viel, drum half er des Nachts den Engeln singen. Um fünf Uhr standen wir auf, und ich ließ dann Helenen bescheeren. Ich hatte von Böttinger zwei schöne Teller mit unseren Namen und zwei Sträußen Jelängerjelieber malen lassen: sie waren recht schön ausgefallen, die gab ich ihr. Auf den einen legte ich künstlich Zuckerwerk, auf den andern die drei Bände von Grübel’s Gedichten in Nürnberger Mundart und Rückert’s Rostem und Suhrab. Quer über legte ich einen Garnhaspel. Damit Punctum. Darnach ließen wir auf dem schön bedeckten Tisch unseren Mägden bescheeren, die wohl zufrieden waren. Dann ließ Helene mir bescheeren: eine schöne Zündmaschine, die mir wohl thun wird. Indes kam meine Mutter und gab mir ein neues Barett,

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 33. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/39&oldid=- (Version vom 1.8.2018)