Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/406

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ernstlich ein, werd ich dadurch meiner Pflichten entbunden, so würde ich mit Freuden eine Führung Christi annehmen, die mich an einen Ort führte, wo man nicht erkämpfen muß, was sich von selbst versteht und wo man sein bischen Kraft zu friedlichem Bau anwenden kann. Dominus providebit!

 In diesem Sinne gab Löhe denn auch unter dem 20. November 1851 seine Erklärung auf das Reskript des Oberkonsistoriums ab. Wir geben das etwas umfängliche Aktenstück hier mit Auslassung einiger unwesentlichen Partieen wieder. Löhe begründet zunächst die teilweise Änderung in seinen Anschauungen mit der seit dem Oberkonsistorialreskript vom 19. September 1851 und der kirchlich entschiedeneren Haltung seiner Gemeinde für ihn eingetretenen Änderung der Sachlage, erläutert dann den Ausdruck der Schwabacher Eingabe, der hauptsächlich der Stein des Anstoßes geworden war, das „amtlich-praktisch“ dahin, daß damit kein Abbruch der pfarramtlichen Beziehungen, auch keine Lossagung von dem synodalen und kirchenregimentlichen Verband, sondern nur eine „konfessionelle und sakramentliche Sonderung“ gemeint gewesen sei, wie sie die lutherische Kirche unter einem verfassungsmäßig kombinierten Kirchenregimente notwendig haben muß. Hierauf fährt die Eingabe wörtlich fort:


 Mag es nun immerhin in unserer Zeit ungewohnt sein, auf sakramentliche Vereinigung der Kirche dringen zu sehen, und können wir auch nicht verlangen, daß eine von den meisten längst vergessene Sache schnell in ihrer Wichtigkeit erkannt und wieder geläufig werde, so haben wir dafür auch der Geduld schon Scepter und Regiment vertraut. Verlangten wir doch fürs erste nur für uns selbst, lutherisch handeln zu dürfen, und zwar nur im Beichtstuhl und am Altare! Wollten wir doch, wenn wir uns nur der Sünde erwehren dürften, wenn wir nur mit unserem tatsächlichen, für unser Gewissen notwendigen Protest geduldet, geschont, getragen würden, gerne auf unsere in konfessionellen Dingen noch unentschiedenen Brüder warten! Geradeso schien uns Wahrheit und Liebe, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit gewahrt und gepaart. Für uns entschieden,

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 400. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/406&oldid=- (Version vom 1.8.2018)