Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/405

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Wie aber nun? Nun stehen Gemeinden da, schon gebildete, und sprechen wie ihre Pfarrer. Es gibt Pfarreien und Kirchenvorstände, welche denken wie wir. Es gibt etliche hundert zerstreute Gleichgesinnte. Alle, ein jeder an seinem Ort – werden sich gegen die reformierten, unierten Mißgebilde erheben und eine Arbeit des Ausfegens beginnen, die auf die eine oder andere Weise reüssiert. Gott segne!“

.

 Und an Wucherer schreibt er unter dem 29. November 1851: „Ich glaube durch eine heiße Zeit hindurch klarer geworden zu sein als ich war. Ich war auch in statu tentationis, wie unser Herr weiß, aber mitten drin war mir klar, daß ich nicht anders konnte als ich konnte. Weil das Oberkonsistorium gesagt hatte, die (bayerische) Kirche sei lutherisch und die Gemeinden uns nicht lassen wollten, es sich zeigte, daß es lutherische Gemeinden gab, mußte man bleiben und die Probe machen, das lutherische Recht vindicieren und nur der Gewalt weichen. Die Lage vorher war nicht die Lage seit Ende September: das scheint mir einfach. Können wir nun eine konfessionell-sakramentliche Sonderstellung erringen, so helfe uns Christus im Elend der Landeskirche weiter; können wirs nicht, so wird man uns nicht dulden. Immerhin liegt eine Verstandesinkonsequenz da, denn ich wenigstens sehe keine lutherische Kirche in Bayern und bleibe, wo ich eigentlich nicht bleiben kann, (nur) weil ich eine Sonderstellung im Sakrament habe – und meine Gemeinde (bis jetzt) mit mir geht. Aber es ist eben in der Welt gar oft, daß man konsequent in Lieb und Treue ist mitten durch Verstandesinkonsequenzen hindurch. Die nächsten Tage werden vielleicht manches klar machen. Das Oberkonsistorium kann nicht schweigen, schwiege es, so trüge ichs nicht. Ihm ist auf sein aut-aut ein nec-nec gekommen, ernster als sie es uns gaben. Giebt man uns die sakramentliche Sonderstellung, so haben wir in Gott einen Sieg, der andere verbürgt. Mehrt sich dann die Schar, treten andere

Empfohlene Zitierweise:
Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 399. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/405&oldid=- (Version vom 1.8.2018)