Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/404

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 Eine Alternative ernstester Art war Löhe und seinen Freunden dadurch gestellt. Er beantwortete das drohende „aut-aut mit einem entschiedenen nec-nec“. Noch wenige Wochen vorher würde seine Antwort anders gelautet haben. Bei seiner Sehnsucht nach Erlösung von allen landeskirchlichen Nöten und Übelständen würde er in dem Bescheid des Oberkonsistoriums einen willkommenen Wink zum Gehen gefunden haben. Wir haben schon gelegentlich die Gesichtspunkte angedeutet, unter welchen sich in ihm die innerliche Wendung vollzog. Doch lassen wir ihn hierüber sich selbst aussprechen. In einem Brief an Baron von Maltzan vom 21. Oktober 1851 schreibt er: „Wir hofften nichts mehr; wir hatten schon für Miete gesorgt; ich hatte eine sehr schöne, große Gartenwohnung in Nürnberg in Aussicht etc. etc. Da traten zwei Wendepunkte ein. In meiner Gemeinde entstand Rumor. Böse und Gute schalten über mich; sie seien auch lutherisch, wollten es sein und bleiben – und wenn Ursach zu gehen sei (sagten die Kirchenvorsteher, vierzehn christliche Männer), so giengen sie mit, aber für den Pfarrer sei es keine Art, ohne sie davon gehen zu wollen. Ebenso redeten die Kirchenvorsteher der benachbarten Pfarrei Rügland zu meinem Freund, Pfarrer Volk. Die beiden Kirchenvorstände der zwei Pfarreien vereinigten sich zu gemeinsamem Handeln. Nun kam vor Thorschluß eine... Erklärung des Oberkonsistoriums: Die Kirche sei lutherisch, sie wollten abthun, was dem lutherischen Wesen widerspräche. (Nachdem Löhe hierauf über die in Schwabach abgefaßte Erklärung vom 9. Oktober berichtet, fährt er fort:) In gleichem Sinn erklärten sich die beiden Gemeinden, andere Gemeinden kommen gemach hinter uns. Wird nichts geschehen, so wird wohl darauf zu dringen sein, daß unsre Gemeinden ein eigen Regiment bekommen. In diesem Weg, den Gott uns führt, liegt – scheint mir – eine große Stärke. Man hatte uns schon sagen lassen, man würde uns die Erlaubnis zur Gemeindebildung nicht geben.

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 398. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/404&oldid=- (Version vom 1.8.2018)