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das auch mir das Herz zerschneidet. An Warnungen habe ich es nicht fehlen lassen, aber bis jetzt noch nicht einmal eine Antwort. Und doch ist mir das Heimatsland so ans Herz gewachsen.“

 Auch Professor Delitzsch schrieb am 2. Januar 1852 an Löhe: „Noch einmal bitte ich Sie, mir schleunigst Nachricht zu geben, sofern von oben etwas eingehen sollte. Formuliert man ein neues Dilemma, so steh und fall ich mit Ihnen. Denn in einer Kirche, welche die von Ihnen in der letzten Eingabe in Anspruch genommene gewissensmäßige Freiheit verpönt, könnte ich auch nicht bleiben.“

 Noch ehe auf die in vorstehendem Briefe erwähnte letzte Eingabe Löhes der Bescheid der obersten Kirchenbehörde eingetroffen war, sah sich Löhe in Befolgung der in derselben ausgesprochenen Grundsätze in einen herben Gegensatz zu Professor Thomasius gedrängt. Mehrere, der sogenannten Philadelphia angehörige Studenten, fast lauter Ausländer, die der separiert lutherischen Kirche Preußens angehörten oder ihr sich anzuschließen in Begriff standen, hatten vergebens zu wiederholten Malen Professor Thomasius um Herstellung einer streng konfessionellen Abendmahlspraxis gebeten und ihn namentlich ersucht, unierte Studenten aus der preußischen Landeskirche nicht ohne das Versprechen der Lossagung von der unierten Kirchengemeinschaft zum heiligen Abendmahl zuzulassen. Da Thomasius sie mit ihrem Begehren abwies, erklärten sie ihm, an dem Abendmahl der Universitätskirche gewissenshalber keinen Anteil nehmen zu können und baten Löhe, ihnen das Sakrament zu reichen. Dies that er denn auch nach eingehender Prüfung des Falls. Vom Konsistorium zu Ansbach hierüber zur Rechenschaft gezogen, verantwortete sich Löhe in einer gründlichen mit Belegen aus älteren lutherischen Kasuistiken reichlich ausgestatteten Erklärung vom 14. Januar, 1852 in der er seinen Standpunkt verteidigte und das Ungenügende des gegnerischen Standpunktes nachwies. Er fand es für nicht ausreichend, daß Professor Thomasius – allerdings

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 405. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/411&oldid=- (Version vom 1.8.2018)