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die beiden damals eben in Deutschland anwesenden Delegaten der Missourisynode, Professor Walther und P. Wyneken. Dieselben waren anfangs November in München und hatten bereits Aussicht, für ihren Kollege-Bau in St. Louis eine Kollekte in Bayern bewilligt zu erhalten. Als ihnen jedoch ein Konsistorialrat das an die Unterzeichner der Schwabacher Erklärung (scherzweise von denselben „unsre Schwabacher Artikel“ genannt) unter dem 5. November erlassene Reskript vorlas, schrieben sie von ihrem Gasthof aus an den Oberkonsistorialrat, daß sie unter diesen Umständen auf die verheißene Kollekte verzichteten, und reisten sofort von München ab, worauf Löhe sich für sie bei seinem Freund v. Maltzan verwendete, um ihnen durch dessen Vermittlung für die in Bayern entgangene Kollekte einigen Ersatz zu verschaffen. Die Kollekte in Mecklenburg ertrug die namhafte Summe von 2337 Gulden 30 Kreuzer.

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 Die Erwartung, was das Oberkonsistorium auf die Eingaben Löhes und seiner Freunde für einen Bescheid geben würde, hielt alle Gemüter in Spannung. Es fehlte nicht an gewichtigen Stimmen, welche die oberste Kirchenbehörde, die nicht übel Lust zu einem raschen und gewaltsamen Vorgehen zeigte, zu einem säuberlicheren Verfahren mahnten. Dies geht auch aus einem Briefe hervor, den Harleß, damals Oberhofprediger in Dresden, am 15. Dezember 1851 an Löhe richtete und in welchem es unter anderem heißt: „Was die bayerischen Zustände betrifft, so sage ich mit Dir: Dominus providebit. Es hat, wie ich jüngst hörte, Einer aus Erlangen eine dringliche Vorstellung nach München gerichtet, daß man dort wohl zusehen möge, was man thue. Mich selbst brennt die peinliche Ungewißheit, nicht zu wissen was ich etwa thun könne. Es könnte allenfalls nur einer auf mich hören, der König; aber ich weiß nicht, ob ich es versuchen soll. Dir mute ich nicht zu, mir hierin einen Rat zu geben, wenn Gott nicht Dir dazu das Herz freudig macht. Sonst kenne und durchschaue ich das ganze Elend,

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 404. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/410&oldid=- (Version vom 1.8.2018)