Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/409

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anderweitigen Teilen in tausendfache Berührung kommt. Es ist daher auch keine Frage, daß auch von der einzelnen Gemeinde aus auf weitere Kreise eine Bewegung übergehen kann, welche wehethuende Berührungen mit ungleichartigen Elementen herbeiführt und aller Entschlossenheit, nur innerhalb des gemeindlichen Kreises zu wirken, spottet...

Hiemit lege ich alles Weitere in die Hände der gnädigen Oberen und Christi, bete zum Herrn und bitte die Oberen um Abschaffung der sündlichen Mißbräuche im Sakrament und hoffe mit andern gleichgesinnten Geistlichen in der Übung derjenigen kirchlichen Treue belassen zu werden, die wir vor Gott und Menschen verantworten können.

 Mit schuldiger Hochachtung und Ehrerbietung verharrt
 des königlichen Oberkonsistoriums

unterthänigst gehorsamster Pfarrer 
Wilhelm Löhe. 


 In ähnlicher Weise wie Löhe – nur teils schärfer, teils milder – erklärten sich auch seine Freunde. „Von den Eingaben meiner Freunde sind manche wunderschön, meine ist leider ziemlich diplomatisch-kühl“ schreibt Löhe. Nur Einer aus der Zahl der Unterzeichner der Schwabacher Erklärung fehlte bei diesem unter den ernstesten Umständen abgelegten Zeugnis. Es war der Pfarrverweser W. Semm von Memmingen, der wegen seiner entschiedenen Weigerung, an den Altären der mit Reformierten vielfach durchsetzten Memminger Pfarrgemeinden das Sakrament zu verwalten, vom Konsistorium einfach entlassen wurde. „Er aber zog seine Straße fröhlich“ und fand bald bei den Lutheranern in Preußen eine neue kirchliche Heimat und berufliche Thätigkeit.

 Von der lutherisch gesinnten Geistlichkeit waren im Stillen wohl manche auf Löhes Seite, ohne doch – bei dem drohenden Ernst, den die Kirchenbehörde nun an den Tag legte, – ein öffentliches Zeugnis für ihn zu wagen. Zu denen, welche sich jedoch nicht scheuten, sich zu Löhe und der in seinem Konflikt mit dem Kirchenregiment von ihm vertretenen Wahrheit zu bekennen, gehörten

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 403. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/409&oldid=- (Version vom 1.8.2018)