Seite:Wilhelm Löhes Leben Band 2.pdf/415

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 Der Eindruck, den dieses Reskript auf Löhe und seine Freunde machte, war ein höchst unbefriedigender. Wie man – schreibt Löhe an Bauer – von dem Reskript einen gleichgültigen Eindruck bekommen, und dazu eine Einladung zum Einschlafen verspüren kann, begreife ich; aber wo soll ein guter Eindruck herkommen? In Schwabach machten wir die Probe aufs Exempel; grob und klar liegt die Antwort da, daß wir mit nichts, auch mit gar nichts erhört sind... Ich meinesteils muß weiter, ich kann hier nicht stehen bleiben und meine Arbeit so zu nichte machen lassen. – Ich war einige Tage recht elend dran und noch mehr die Nächte. Ich habe in meinen Fieberträumen außer mit großen Rechenexempeln mit lauter Toten zu thun gehabt und ein großer künstlicher Strauß mit Mohn schön bestreuten Eichenlaubs ist mir noch merkwürdig. Das Eichenlaub deutet doch wohl auf deutsche Siege, der Mohn auf kommende Ruhe. Auf dem Mohn waren schöne, rote Blutstropfen. – Nun, das sind Träume.“

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 Man möchte versucht sein, diesem Traum eine weissagende Bedeutung für Löhes Leben und seinen kirchlichen Kampf zuzuschreiben. Trotz der drohenden, ein summarisches Verfahren in Aussicht stellenden Haltung des kirchenregimentlichen Bescheides nahte nun doch die Zeit, wo Löhe Siege und Früchte des bisher anscheinend erfolglosen Kampfes sehen und eine Zeit größerer Ruhe genießen durfte. Ein Brief von Harleß vom 14. Januar 1852 deutete die sich anbahnende Wendung der Dinge an. Hier heißt es unter anderm: „Die Dinge, die Du mir über die bayerischen Sünden schreibst, sind wirklich arg genug; ich habe sie in diesem Umfang nicht gekannt. Zweierlei zu thun habe ich bis jetzt Anlaß gehabt. Erstens nach Erlangen hin zu erklären, daß ihre Abendmahlspraxis, wenn sie so ist, wie mir geschildert worden, faul sei. Dann hat ein wunderbares Verhängnis Gottes am Weihnachtsfeste mir Gelegenheit gegeben, Euern König wissen zu lassen, daß das bayerische

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 409. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/415&oldid=- (Version vom 1.8.2018)