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„die Bedeutung und den Segen der christlichen Ehe durch Predigt und Unterricht wieder in das rechte Licht zu stellen und durch treue Wahrnehmung ihrer seelsorgerlichen Pflichten zu versuchen, den gebührenden Einfluß auf das Familienleben wieder zu gewinnen, damit sie mit ihrem Rate schon bei der Verlobung künftiger Ehegatten zugezogen werden und so den günstigen Zeitpunkt wahrnehmen könnten, die Versuche zu ehelichen Verbindungen, denen die Unhaltbarkeit von vornherein auf die Stirne gezeichnet sei, mit allem Ernste zu Hintertreiben und die Gedanken auf die unverbrüchliche Ordnung Gottes in der Ehe hinzuweisen etc. etc.“

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 Dies der wesentliche Inhalt der Erlasse des bayrischen Kirchenregiments vom Jahr 1856. Für den kirchlich vorgeschritteneren Teil der Geistlichen und Laien eine Abschlagszahlung für die Zukunft, erschienen sie den nur äußerlich mit der Kirche zusammenhängenden Massen in den Gemeinden als ein Attentat auf die Freiheit des protestantischen Gewissens, ein hierarchischer Versuch zur Knechtung des Volks. Das Kirchenregiment war in einer Täuschung befangen, als es bei den landeskirchlichen Gemeinden einen hinlänglichen Fond christlicher und kirchlicher Gesinnung voraussetzte, um solche Ordnungen kirchlichen Gemeinlebens ertragen zu können. Bei der im Jahre 1857 noch unter dem frischen Eindruck der Stürme des vorangegangenen Jahres abgehaltenen Generalsynode war wenigstens diese Erkenntnis und dieses Geständnis allgemein. „Daß man – sagt die Erlanger Zeitschrift für Protestantismus und Kirche in ihrem Referat über die Generalsynode zu Ansbach 1857 – sich fast allenthalben in dem Zustand der Gemeinden getäuscht, daß man die Zahl und den Einfluß der wohlgesinnten Glieder derselben viel zu hoch, dagegen den der innern und äußern Feinde der Kirche viel zu gering angeschlagen hatte – wer könnte sich jetzt dieses Geständnisses mehr erwehren?“ Dagegen daran, daß diese Erlasse in so unvorbereiteter Weise in die Gemeinden

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Johannes Deinzer: Wilhelm Löhes Leben (Band 2). C. Bertelsmann, Gütersloh 1880, Seite 434. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Wilhelm_L%C3%B6hes_Leben_Band_2.pdf/440&oldid=- (Version vom 1.8.2018)